Future (Arbeitstitel): Kapitel 2

Kiana schulterte ihren Rucksack und verließ die Umkleidekabine, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie wollte den Blicken ihrer Mitschülerinnen nicht länger ausgeliefert sein. Mit schnellen Schritten überquerte sie den Schulhof, ihre Augen auf die Pforte im hinteren Teil des Zauns gerichtet, die sie wahrscheinlich als einzige im letzten Jahrhundert benutzt hatte.

Wie jedes Mal quietschte sie grauenerregend, als sie sie öffnete, und sie beeilte sich, eine möglichst große Distanz zwischen sich und das Gelände zu bringen, bevor jemand von dem Lärm angelockt wurde. Sie hatte sich nicht einmal umgezogen, um ihren Vorsprung auszubauen. Ihre Mitschüler hatten sie schon immer für merkwürdig gehalten und als Außenseiterin abgestempelt. Anfangs hatte sie sich bemüht, dazuzugehören, sich gut mit ihnen zu stellen, aber alle ihre Versuche schlugen fehl. Irgendwann hatte sie es aufgegeben und ihre Rolle akzeptiert.

Missmutig kickte sie einen kleinen Stein aus dem Weg. Sie wollte noch nicht nach Hause. Dort würde ihr Alltag einfach weitergehen. Sie würde duschen gehen, saubere Sachen anziehen und dann ihre Hausaufgaben erledigen. So wie jeden Tag. Kiana seufzte. Wenn sie möglichst lange draußen blieb, würde sie das Unvermeidliche noch ein bisschen länger hinauszögern können.

Sie schlenderte ziellos durch die Gassen. Es waren wenige Leute auf der Straße und je weiter sie sich in das Labyrinth aus Gassen verirrte, desto ruhiger wurde es.

Mit einem Mal durchzuckte es sie wie ein Blitz. Sie spürte, wie ihre Augen zu leuchten begannen und die Wucht der Erkenntnis zwang sie in die Knie. Jemand war in ihrer Nähe. Jemand wichtiges, auch wenn sie noch nicht sagen konnte, wieso.

Woher war dieses Gefühl gerade gekommen? So etwas hatte sie noch nie erlebt. Panisch versuchte sie, diese eigenartige Vision wegzublinzeln. Als es vor ihren Augen plötzlich schwarz wurde, stockte sie.

Ein Teil von ihr erinnerte sich an ähnliche Situationen, in der sie ihre Kräfte überanstrengt und den Preis dafür gezahlt hatte, aber komplett blind war sie dadurch noch nie geworden. Wenigstens wusste sie, dass dieser Effekt nicht allzu lange anhalten würde.

Aus Gewohnheit überlegte sie, ihre Brille aus der Tasche zu fischen, verwarf den Gedanken allerdings wieder, als ihr klar wurde, dass es in dieser Situation keine Verbesserung bringen würde.

Sie überlegte, was sie nun tun sollte. Würde sie in diesem Zustand nach Hause finden? Sie ertastete die Wand neben sich und richtete sich unsicher auf. In welchem Teil der Stadt war sie eigentlich gelandet?

Jetzt wurde es ihr zum Verhängnis, dass sie ihren Spaziergang so herausgezögert hatte. Eigentlich hätte sie nach Gefühl eine Richtung eingeschlagen, um sich wieder auf den richtigen Pfad zu bringen, doch das fiel jetzt flach.

“Alles in Ordnung, Kleine?” Eine Stimme hallte durch die Gasse. “Hast du dich verirrt?”

Kiana traute sich nicht, zu antworten. Sie nickte vorsichtig, in der Hoffnung, dass der Fremde es sehen würde.

“Soll ich dir helfen, nach Hause zurückzufinden?” Vorsichtig legte der Besitzer der Stimme ihr eine Hand auf die Schulter. Jetzt erkannte sie, dass ihre Vision ihm gegolten hatte. Sie erfuhr auch, dass ihr Gegenüber nicht so war wie sie. Er war ein Niedermensch. Sogleich ärgerte sie sich über den Begriff, den ihr Gehirn ausgewählt hatte, doch sie hatten keinen anderen, um ihn zu beschreiben. Ihr Gegenüber war freundlich zu ihr gewesen und sie hatte ihn beleidigt, wenn auch nur gedanklich.

Sie zwang sich, über seine Frage nachzudenken. Konnte er ihr helfen? Allerdings durfte er den Stadtteil, in dem sie lebte, gar nicht betreten. Der Zugang war nur ihrer Spezies erlaubt. Außerdem bezweifelte sie, dass sie in ihrem Zustand die richtige Richtung einschlagen würde. Sie musste sich eine Ausrede einfallen lassen.

“Ich kann noch nicht nach Hause. Meine Eltern müssen noch arbeiten und haben den Wohnungsschlüssel bei sich.” Sie hoffte, dass sich ihre Lüge glaubhaft anhörte.

Kiana spürte, wie sich der Fremde umschaute.

“Es ist schon dunkel und nicht mehr sicher hier”, murmelte er eher zu sich selbst. Er schwieg einen Moment. Sie spürte einen sanften Windhauch vor ihrem Gesicht.

“Bist… bist du blind, Kleine?”, fragte er schockiert, obwohl er versuchte, Ruhe zu bewahren.

Sie nickte verhalten.

“Komm mit. Ich bringe dich erst einmal in mein Wohnung. Dort überlegen wir weiter”, begann er, “Ach ja, ich bin übrigens Lionel.”

“Kiana.”

Kiana wehrte sich nicht. Sie ließ sich von ihm durch die Gassen leiten und überlegte währenddessen unter Hochtouren, was sie nun tun sollte. Er musste davon ausgehen, dass sie genauso war wie er. Deshalb musste sie so lange wie möglich versuchen, ihre Fähigkeit vor ihm geheim zu halten. Allerdings konnte sie ihre Kräfte in ihrem derzeitigen Zustand sowieso nicht einsetzen. Außerdem wollte sie noch herausfinden, warum ihr die Vision von ihm so zugesetzt hatte. Sie musste sein Vertrauen gewinnen und ihn besser kennenlernen. Wenn er erfahren würde, dass sie kein Niedermensch war, wäre die gute Basis, die sie schon aufgebaut hatten, sofort wieder hin gewesen.

Ihre Gedanken kreisten noch immer umher, als sie plötzlich stehen blieben. Er wies sie an, kurz zu warten und ließ ihre Schulter los. Sie zuckte zusammen, als sie das schlimmste Quietsch-Geräusch hörte, das wohl jemals produziert worden ist.

“Tut mir leid, das Tor ist ein wenig verrostet”, entschuldigte er sich schnell und schob sie sanft in seine Wohnung. Er führte sie zum Sofa und eilte in die Küche, um Wasser aufzusetzen.

“Tee?”, bot er an.

“Gerne.”

Sie hätte sich gerne umgeschaut. Noch nie war sie in der Wohnung eines Niedermenschen gewesen. Sowieso war sie ziemlich überrascht von diesem. Warum war er besonders? Warum hatte ihre Kraft sie zu ihm geführt?

Das Pfeifen des Wasserkochers riss sie aus ihren Gedanken. Schritte kamen näher.

“Vorsicht, ist noch heiß.” Langsam übergab er ihr die Tasse, bis er sicher war, dass Kiana sie gut im Griff hatte. Sie spürte den warmen Wasserdampf in ihr Gesicht steigen. Wie lange war sie jetzt schon ohne Augenlicht? Sie hatte kein sonderlich gutes Zeitgefühl, aber eine halbe Stunde war sicherlich schon vergangen. Wieso konnte sie nicht mittlerweile schon wieder sehen?

Sie pustete in den Becher, oder zumindest ging sie davon aus, dass sie das tat, und probierte vorsichtig einen Schluck. Der Tee war wirklich noch sehr heiß, aber das störte sie an diesem Abend nicht. Sie war sich allerdings nicht sicher, ob sie das Getränk vor sich “Tee” nennen konnte. Es war vielmehr heißes Wasser mit einem Hauch Geschmack, aber sie wollte sich nicht beschweren.

“Hast mich ziemlich überrascht, Kleine”, begann ihr Gegenüber und ließ sich geräuschvoll auf einen Sessel fallen. “Ich war gerade bei der Arbeit, als ich dich aus dem Augenwinkel gesehen habe.”

“Danke, dass du mir geholfen hast”, begann sie, als ihr auffiel, dass sie bisher ein bisschen zu schweigsam gewesen war, “Und tut mir leid, dass du deine Arbeit unterbrechen musstest.”

“Ach, das ist nicht schlimm. Ich kann mir meine Zeiten sozusagen selbst einteilen.”

“Wieso denn das?”

Ihres Wissens nach wurden Niedermenschen meistens in Fabriken eingesetzt, wo sie unter direkter Aufsicht von Begabten stehen konnten, die ihnen bei jeder Tätigkeit auf die Finger guckten, um sicherzustellen, dass sie keine Fehler machten.

Sie konnte sein Zögern spüren, dann entschied er sich jedoch zur Offenheit: “Ich bin Künstler.”

“Oh, was denn für Kunst?”

Sie war ernsthaft neugierig auf seine Antwort, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wie seine Werke aussehen konnten. Eigentlich hatte sie das Thema immer mit Begabten in Verbindung gebracht, die sich schon während der Schulzeit mit der Kunst und ihrer Geschichte auseinander setzten.

“Hauptsächlich Graffiti, aber ich fertige auch Gemälde auf Bestellung an”, erklärte er ihr.

Sie musste sofort an die Werke denken, die die Gänge ihrer Akademie zierten. Meistens wunderschöne Landschaftsaufnahmen, dazwischen immer wieder Portraits von wichtigen Mitgliedern der Gesellschaft.

Irgendwie konnte sie sich allerdings nicht vorstellen, dass er die gleichen Thematiken verarbeitete. Sie sah ihn nicht geduldig vor einer Leinwand sitzen und einen einsamen Wald zeichnen, vor allem, weil er schon zugegeben hatte, sich auch für Graffiti zu interessieren.

“Ich wünschte, ich könnte eines von deinen Bilder sehen”, rutschte es aus ihr heraus.

“Ich kann es dir beschreiben, wenn du willst.”

“Ja, bitte.”

Sie konnte hören, wie er aufstand und ein paar Schritte ging. Hatte er hier etwa Bilder auf Staffeleien herumstehen, von denen er sich gerade eins aussuchte? Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis er sich neben sie setzte und einen Stapel Fotos durchsah.

Als er mit der Auswahl zufrieden war, hob er zu seiner Beschreibung an: “Ich arbeite gerne mit Gegensätzen und vereine sie dann an einer Stelle. Auf dieses Werk bin ich besonders stolz. Ich habe mir zwei verschiedene Farbkonstellationen ausgesucht, die aufeinander zu steuern und in der Mitte etwas Neues bilden. An dieser Stelle treffen die Farben aufeinander, aber anstatt sich zu einem grauen Haufen zu vermischen, ergänzen sie sich und bilden eine bunte Diversität.”

“Oh, das hört sich nach einem farbenfrohen Bild an”, bemerkte sie.

Wirklich vorstellen konnte sie es sich noch nicht, jedenfalls bezweifelte sie, dass sie instinktiv die richtigen Farben gewählt hatte.

“Es geht aber nicht nur um die Farben”, fuhr er fort, “Sondern auch um die Bedeutung dahinter.”

“Die Bedeutung dahinter?”

Sie war ehrlich verwirrt, weshalb sie den letzten Teil seines Satzes stumpf wiederholte. Nach seiner Beschreibung hatte es sich angehört wie ein Wirrwarr aus Farben und nichts, hinter dem sich ein tieferer Sinn versteckte.

“Ja. Grob gesagt geht es mir darum, zu verdeutlichen, wie Menschen trotz ihrer Unterschiede zusammenfinden und sich respektieren können. Nur, wenn wir zusammenarbeiten, können wir in dieser Welt wirklich etwas verändern.”

Darauf wäre sie wahrscheinlich nicht gekommen, aber seine Erklärung interessierte sie, sodass sie eine weitere Frage stellte: “Hattest du konkrete Unterschiede im Sinn?”

Das konnte sie sich gut vorstellen, nachdem er bereits aus den Farben alleine so viel Bedeutung hatte ziehen können.

“Na ja, wir unterscheiden uns schon ziemlich von den Begabten. Jedenfalls wollen sie uns glauben lassen, dass diese Unterschiede praktisch unüberbrückbar sind. Aber ich denke, dass wir viel voneinander lernen können, wenn wir offen auf einander zugehen würden. Auch wenn sie wohl diejenigen sind, die den ersten Schritt tun müssen.”

Während sie ihm zuhörte, bemerkte sie, wie es langsam etwas heller wurde. Sie blinzelte ein paar Male, bis sie sich sicher war, dass sie wirklich gerade die Farben des Fotos hatte erkennen können: Grüne Dreiecke und blaue Kreise, die sich in der Mitte trafen und eine Vielfalt von anderen geometrischen Formen ergaben.

In dem Moment fiel ihr auf, dass sie die Formen gar nicht erkennen konnte, dafür war ihre Sicht zu verschwommen. Ihr Verstand hatte sie nur automatisch hinzugefügt, weil sie dem Graffiti jeden Nachmittag auf ihrem Nachhauseweg begegnete.

“Ach, du bist das? Der, der die Signatur LL benutzt?”

Er spannte sich neben ihr an. Kein Wunder, denn wahrscheinlich hatte ihm die Stadt keine offizielle Erlaubnis erteilt, dieses Kunstwerk an ihre Mauern zu sprühen.

“Ja…”, gab er zögernd zu, “Aber bitte geh’ damit nicht unbedingt hausieren. Ich würde gerne damit weitermachen können.”

“Natürlich. Mir gefällt deine Kunst.”

“Danke, es ist mir wichtig, anonym zu bleiben.”

Ihre Sehkraft war inzwischen so weit zurückgekehrt, dass sie auch die Umrisse der Möbel sehen konnte. Allerdings entsprach ihre Umgebung so gar nicht ihrer Vorstellung: Statt eines luftigen Apartments, dessen Fensterfront eine weitläufige Aussicht über die Stadt bot, nur verdeckt von zahlreichen, wild herumstehenden Staffeleien, sah sie nun eine kleine, dunkle Wohnung, die mehr einer Höhle ähnelte.

Das Sofa, auf dem sie saßen, hatte schon einen zerrissenen Bezug, der kleine Couchtisch musste mit Zeitschriften auf die richtige Höhe gebracht werden. Außerdem gab es nur eine einzige Staffelei, auf der momentan ein unfertiges, abstraktes Bild thronte.

Andere Leinwände waren in der Wohnung verteilt. Praktisch jede freie Fläche war genutzt worden, um Gemälde unterzubringen, sodass es fast ein Wunder war, dass sie auf ihrem Hinweg in keine getreten war.

Lebten so alle Niedermenschen? Nach den Informationsvideos des Büros für Aufklärung hatte sie schon gewusst, dass sie sich nicht den gleichen Lebensstandard wie Begabte leisten konnten, weil sie einfach nicht die gleiche Qualifikation für die besser bezahlten Jobs hatten, doch die Bilder hatten ein ganz anderes Bild vermittelt.

Bevor einer der beiden das Gespräch fortführen konnte, wurde die Eingangstür aufgerissen. Sie musste nicht herüberschauen, um zu wissen, wer da stand. Wutentbrannt verschaffte er sich einen groben Überblick, dann richtete er seinen Blick auf sie: “Was zum Henker machst du hier?!”

Lionel war alarmiert aufgesprungen und starrte den Eindringling an.

“Was machen Sie in meiner Wohnung?!”

Er traute sich nicht, sich dem Mann entgegenzutreten. Seine leuchtenden Augen mussten ihm verraten, dass er ein Begabter war.

Der Mann in der Tür interessierte sich nicht für ihn und blickte geradewegs Kiana an.

“Du kommst jetzt sofort mit mir nach Hause!”

“Kiana, kennst du diesen Mann?”

Jetzt schaute auch Lionel in ihre Richtung.

Sie gab sich geschlagen.

“Ja, das ist mein Bruder.”

Lionel wirkte verwirrt. Er schien die ganzen neuen Informationen erst verarbeiten zu müssen. Sie sah ihm an, dass sich das Bild allmählich vervollständigte.

“Das heißt, ihr seid… Begabte?”

Und damit war ihre schöne Vertrauensbasis dahin. Mit einem einzigen Auftreten ihres großen Bruders mit seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt, der nicht damit leben konnte, dass sie ein paar Stunden später nachhause kam.

“Wir gehen jetzt.”

Eindringlich starrte Levian sie an und sie wusste, dass er keine Widerworte dulden würde. Seufzend stand sie auf und begann, in seine Richtung zu gehen, bevor der Kampfgeist noch einmal Besitz von ihr ergriff: “Ich will aber noch nicht gehen! Wir haben uns gerade erst über Kunst unterhalten.”

Sie konnte ihm jetzt schon ansehen, dass ihn das Thema ihres Gesprächs ganz und gar nicht interessierte. Anstatt verbal zu antworten, machte er einen großen Schritt auf sie zu und packte ihren Arm, um sie mitzuzerren.

Vor dem Ausgang drehte sich er noch einmal zu Lionel um, der die Szene fassungslos zur Kenntnis genommen hatte, und sagte: “Wenn ich dich noch einmal in der Nähe meiner kleinen Schwester erwische, bist du dran!”

Für einen Moment sah er so aus, als wollte er protestieren, dann ging er jedoch dazu über, sich zu rechtfertigen: “Ich wollte ihr doch nur helfen.”

Das ließ er nicht als Ausrede gelten.

“Komm, lass ihn. Ich komme ja schon.”

Sie wollte wirklich nicht, dass der nette Künstler ihretwegen in Schwierigkeiten geriet. Vor allem, weil sie nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt hatte.

Ohne ein weiteres Wort zog Levian sie aus der Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu. Den Rückweg brachten sie schweigend hinter sich.

Genug Zeit für sie, die Ereignisse des Tages Revue passieren zu lassen. Vielleicht hatte sie irgendeinen Hinweis darauf übersehen, warum ihre Fähigkeiten so auf ihn angesprungen waren.

Automatisch blieben ihre Gedanken bei seinem Kommentar zu den Unterschieden zwischen Niedermenschen und Begabten hängen. Wieso nur war er der Meinung gewesen, dass ausgerechnet sie einen Schritt auf die anderen zu machen mussten?

Es gab Menschen, die die Begabten für ihre Lage verantwortlich machten. Sie sahen einfach nicht ein, dass sie sich selbst in ihre jeweiligen Lebenssituationen gebracht hatten und suchten verzweifelt nach einem Sündenbock.

So war das jedenfalls in den Aufklärungsvideos beschrieben worden, doch wenn sie an Lionel und seine offene, ehrliche Art dachte, konnte sie sich das bei ihm einfach nicht vorstellen. Er schien niemand zu sein, der anderen die Schuld in die Schuhe schob, um seine eigenen Mängel nicht sehen zu müssen.

 

Future: Kapitel 3

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Future (Arbeitstitel): Kapitel 1

Jodie schlängelte sich zwischen einem Paar hindurch, das die Verfallsdaten zweier Tütensuppen miteinander verglich, während sie den Blick immer auf ihr Ziel gerichtet hatte: Die Kasse am linken Rand des Ladens, die zwar am weitesten vom Ausgang entfernt, dafür aber für Unbegabte zugänglich war.

Sie wollte sie unbedingt vor der Großfamilie erreichen, die ihr schon dicht auf den Fersen war, um die Wartezeit nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Schon jetzt hatte sich eine Menschenschlange gebildet, die mit zunehmender Uhrzeit nicht kürzer werden würde, wie sie aus Erfahrung sagen konnte.

Ungeduldig stellte sie sich hinten an. Ausgerechnet heute hatte sie wirklich keine Lust darauf, Ewigkeiten mit dem Einkauf zu verbringen, während Chris und Ragnar im Hauptquartier hockten und als Erste die neuen Informationen über den Künstler bekamen.

Wenigstens leerte sich der Bereich vor ihr zusehends. Ihren Leidensgenossen ging es ähnlich wie ihr, deshalb scannten sie ihre Einkäufe in Rekordzeit mit geübten Handgriffen, um den Supermarkt so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Als sie an die Reihe kam, tat sie es ihnen nach. Sie konnte die bohrenden Blicke in ihrem Rücken praktisch spüren, denn was sie da unter den Scanner schob, konnte auch für besagte Großfamilie, die zwei Plätze hinter ihr war, für einen Monat reichen.

Daran hatte sie sich schon gewöhnt. Es war zu riskant, wöchentlich einkaufen zu gehen, weshalb sie immer darauf achtete, Produkte einzupacken, die lange haltbar waren. Auch wenn man daraus leider nicht unbedingt Fünf-Sterne-Menüs zaubern konnte.

Kaum hatte sie alles in ihrem Rucksack und den darin mitgebrachten Stofftüten verstaut, machte sie sich auf den beschwerlichen Weg zum Ausgang, bei dem sie aufpassen musste, niemanden mit ihren prall gefüllten Beuteln anzurempeln.

Gerade öffnete sich die automatische Tür mit einem Surren vor ihr, da wurde sie zur Seite gestoßen. Ärgerlich wollte sie dem Mann die Meinung sagen, schluckte den Kommentar aber herunter, als sie seine Kleidung sah. Der gehörte ganz sicher zu dieser verdammten Elite-Akademie. Sich mit dem anzulegen, würde sie teuer zu stehen kommen. Und das konnte sie gerade ganz und gar nicht gebrauchen, also senkte sie den Kopf, damit er ihre vor Wut sprühenden Augen nicht sah, und wartete, bis er und seine Freunde, die gerade über irgendeinen Witz so laut lachten, als wären sie alleine hier, an ihr vorbeimarschiert waren.

Was auch immer die hier taten. Vielleicht wollten sie sich einmal ansehen, wie das einfache Volk so lebte. Nötig hatten die es bestimmt nicht, die Restposten hier abzugreifen.

Dann setzte sie sich wieder in Bewegung, die Hände zu Fäusten geballt. Mit schnellen Schritten – Bevor noch jemand auf die Idee kommen konnte, ihm würde der Platz, den sie gerade einnahm, zustehen – verließ sie den Laden und trat in die warme Nachtluft hinaus.

Neonreklamen leuchteten ihr entgegen, die Straße war fast taghell erleuchtet. Das würde sich aber ändern, sobald sie aus dem Einkaufsviertel herauskam und mit den Gassen verschmolz, die ihr schon immer Schutz vor fremden Blicken geboten hatten.

Es wurde zunehmend ruhiger, je weiter sie sich von dem Laden entfernte. Jodie zitterte innerlich. Sie war es gewohnt, diese Wege entlang zu gehen, aber gefallen tat es ihr trotzdem nicht. Den Griff um die Tüten verstärkt, näherte sie sich ihrem Ziel und zählte in Gedanken die Punkte ab, an denen sie noch vorbeigehen musste. Sie musste es nur bis zur nächsten Station schaffen. Dort würde sie abgeholt werden und sie wäre sicher.

Es war dunkel geworden, als sie an der Station ankam. Die einsame Laterne, die den Platz ausleuchten sollte, surrte dumpf vor sich hin. Jodie konnte kaum einen Meter weit gucken. Chris und Ragnar waren noch nicht da, um sie abzuholen. Sie legte ihre Tüten kurz ab und streckte sich. Kurz zuckte sie zusammen, als sie dachte beobachtet zu werden, doch es war nur ein großes Plakat, das an der gegenüberliegenden Wand der Station hing. Die Figur darauf kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie ergriff wieder ihre Tüten und näherte sich dem Plakat. Und sah sich Auge in Auge Orion gegenüber, beziehungsweise seinem Fahndungsbild.

Er hätte das Klischee des brutalen Terroristen nicht besser verkörpern können: Die Drone, die das Foto geschossen hatte, hatte ihn dabei erwischt, wie er gerade sein Sturmgewehr auf eine Person richtete, die abgeschnitten worden war. Er blutete aus einer Wunde an der Schulter und sein Gesicht war von fast unmenschlich wirkendem Hass verzerrt.

Ein ebensolches Gefühl überkam sie. Bevor sie über ihre Aktionen nachdenken konnte, hatte sie die Hand erhoben und riss es von der Wand. Nur noch ein Streifen, der die allgemeinen Informationen zur Zentrale zur Bekämpfung von innerstaatlichem Terrorismus beinhaltete, blieb übrig.

Jodie knüllte den Fetzen, den sie in der Hand hielt, zusammen und stopfte ihn in einen übervollen Beutel. Sie hatte nicht übel Lust, das zerknüllte Ding auf die Straße zu werfen, doch sie fürchtete sich vor den Konsequenzen. Betrübt schluckte sie ihre Wut herunter und schaute sich um. Wo blieben die beiden so lange? Während sie an der Station stand, schweiften ihre Gedanken zurück zu Orion. Er war kein gewalttätiger Mensch gewesen. Er hatte friedlich gegen die Ungerechtigkeiten demonstrieren wollen, doch die Regierung hatte das sich ihr bietende Bild so verdreht, dass er als Terrorist dastand. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er nach seinem Austritt aus der Armee, jemals wieder eine Waffe in der Hand gehabt hatte. Sobald ihm klar geworden war, was die Gewehre in den Händen der regierungstreuen Truppen angerichtet hatten, hatte er nie wieder eines benutzen wollen.

Die quietschenden Bremsen der Schwebebahn rissen sie aus diesen Erinnerungen. Misstrauisch vergewisserte sie sich, dass es die richtige Bahn war, Nummer 645, dann trat sie durch die sich öffnende Tür ein.

Während sie sich wieder schloss, ging sie direkt durch zur Führerkabine, in der sie ihre Verbündeten vermutete.

Bevor sie die Einkäufe einsortierte, wollte sie noch erfahren, was sie herausgefunden hatten. Denn wenn ihr Plan aufging, würden sie bald noch ein viertes Mitglied in ihre Reihen aufnehmen können.

“Hey, Jo”, begrüßte sie Ragnar mit einem Grinsen, das ihr eigentlich schon fast alles verriet, was sie wissen musste.

“Also habt ihr seinen aktuellen Wohnsitz gefunden?”

“Jap. In der Altstadt, wie vermutet.”

“Nice. Ich räume kurz die Einkäufe weg, dann will ich jedes Detail wissen.”

“Du kennst mich.”

“Nur zu gut”, konterte sie, wobei sie sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

Für die richtigen Fakten würde sie sich an Chris halten, der ihre Ankunft nur mit einem Nicken zur Kenntnis genommen und sich dann wieder der Bahnsteuerung zugewandt hatte.

Sobald sie im Bahnnetz untergetaucht waren, setzten sich die drei an den Esstisch. Draußen huschten die Lichter der Stadt an ihnen vorbei. Die sanft im Wind schaukelnde Gondel und das monotone Surren der Schienen über ihnen hatten sie aus Gewohnheit schon ausgeblendet. Sie löffelten schweigend ihre Tütensuppen bis der erste Hunger gestillt war. Jodie verbrannte sich fast ihre Zunge bei dem Versuch, die heiße Flüssigkeit herunter zu schlingen, so schnell es ging.

“Jetzt erzählt schon!”, forderte sie ihre Kollegen auf und trank einen Schluck Wasser, um ihren Gaumen zu beruhigen.

Ragnar leistete dieser Aufforderung nur zu gerne Folge: “Also, erst einmal: Unser Plan hat doch geklappt. Dieses Mal haben wir sein Kunstwerk schon im Anfangsstadium entdeckt und mussten nur noch warten, bis er zum Tatort zurückkehrt.”

“Mein Programm hat einwandfrei funktioniert. Ich habe alle seine bisherigen Werke analysiert und eine Software geschrieben, die seine Charakteristika erkennt. So wussten wir direkt, dass die Anfänge des Kunstwerks auf ihn zurückzuführen sind”, unterbrach Chris ihn.

“Er hatte eine Kapuze auf, weshalb wir uns erst nicht sicher waren, ob er es wirklich ist, aber dann haben wir einen Kamerawinkel erwischt, bei dem man sein Gesicht kurz sehen konnte. Und du wirst es nicht glauben…”

“Es war unser künstlerisch begabter Freund?”, antwortete sie mit einem Grinsen, weil er offensichtlich darauf wartete.

“Genau! Die Überwachung war praktisch lückenlos, wir konnten ihn direkt bis zu seiner Wohnung verfolgen.”

“Wenn wir das können, kann die Regierung das schon lange”, gab sie zu Bedenken.

Sie hatte nicht vorgehabt, die Freude über diesen Erfolg zu dämpfen, doch sie wollte keine Sicherheitslücke unerwähnt lassen, vor allem, wenn sie solche Folgen haben konnte.

“Umso wichtiger, dass wir ihn schnell zu uns holen.”

 

Future: Kapitel 2

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Future (Arbeitstitel): Prolog

“Kraftvoller Schlag, aber das Timing stimmt nicht. Den kann jeder Gegner meilenweit voraussehen.”

Scheinbar nicht, dachte Eris, denn ihre Schwester war ihm verzweifelt hinterhergehechtet und hatte den Ball nur noch mit der Schlägerkante erwischt.

Das sprach sie allerdings nicht laut aus, sondern sprang nun ihrerseits nach vorne, um den trudelnden Ball wieder in den Griff zu bekommen. Weil er nicht viel Tempo draufgehabt hatte, war ihr das nach gefühlten Jahren des Trainings ein Leichtes und sie schickte ihn direkt zu Ylva zurück, die nun ebenfalls geschickt konterte.

Es war wohl nur ein Ausrutscher gewesen, stellte sie erleichtert fest. Ihre Lehrerin hatte zwar missbilligend die Augen zusammengekniffen, ihr Versagen aber nicht kommentiert, sodass sie darüber hinweggesehen haben musste.

“Fang den Ball”, befahl die Lehrerin und Ylvas Hand schoss regelrecht in die Höhe, um ihn aus der Luft zu greifen.

Sie verzog kurz das Gesicht, als der Ball gegen ihre Handfläche prallte, aber sie kniff die Lippen zusammen und schluckte ihren Schmerz herunter.

“Ihr spielt jetzt ein Set gegeneinander. Und ich will einen Gewinner sehen.”

Instinktiv warfen sich die Schwestern einen Blick zu. Sie kannten sich lange genug, um den Zweifel in den Augen der anderen zu erkennen: War Miss Bridgefort etwa dahinter gekommen, dass ihre Serie von Wettkämpfen nicht zufällig immer mit einem “Unentschieden” geendet hatte?

“Natürlich. Dieses Mal gewinne ich”, stimmte Ylva selbstsicher zu, aber ihr entging das leichte Zittern, das in ihrer Stimme mitschwang, nicht.

“Du hast die Ehre.”

Sie warf ihr den Ball zu und Eris fing ihn, ohne ihn auch nur ansehen zu müssen. Stattdessen starrte sie in die Augen ihrer Schwester, in der Hoffnung, dort irgendein Zeichen, irgendeinen Hinweis auf einen weiteren Plan zu finden, doch sie wurde enttäuscht.

Sie musterte den Ball in ihrer Hand und dribbelte ihn ein paar Mal probeweise, bevor sie sich zum Aufschlag streckte. Er schoss zielsicher auf die gegnerische Seite des Feldes, wo Ylva bereits lauerte und ihn mit einem schnellen Schlag zurück schmetterte. Eris konterte ihn trotzdem und beobachtete den nächsten Zug ihrer Schwester.

Sie hatte bereits zum nächsten Schlag ausgeholt, sodass Eris schon jetzt ein paar Schritte nach hinten machte, um den Angriff erwidern zu können. Doch im letzten Moment nahm Ylva den Schwung aus ihrem Schlag. Der Ball landete knapp hinter dem Netz, sodass er für sie unerreichbar wurde.

Der Rest des Sets lief recht ausgeglichen, doch als es 30-30 stand, schien Ylva ihre Strategie zu ändern. Eris konnte ihre Bälle kaum erwidern und sie landeten immer knapper hinter dem Netz. Als der allerletzte Angriff auf sie zukam, hatte sie nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, um ihn zu erwidern. Fassungslos starrte sie auf ihre leere Hand. Der Ball hatte so viel Geschwindigkeit angenommen, dass sie den Schläger nicht mehr hatte halten können.

“Der Sieg geht an Ylva. Eris, streng’ dich nächstes Mal mehr an.”

Der schneidende Ton von Miss Bridgefort traf sie nicht so sehr wie der entschuldigende Blick ihrer Schwester. Sie schien ihren Triumph zu bereuen, doch Eris lächelte ihr aufmunternd zu, auch wenn sie sich darüber ärgerte, dass ausgerechnet ihre älteste Freundin sie so hatte überraschen können.

“Morgen arbeitet ihr an eurer Ballkontrolle. Versucht, nächstes Mal nicht jeden eurer Schritte durch eure Körperhaltung zu verraten.”

“Verstanden.”

Kaum hatten sie sich umgedreht, schlich sich ein Grinsen auf ihre Gesichter. Das war die letzte Stunde für heute, jetzt gehörte der Rest des Abends ihnen – Wenn man davon absah, dass sie am Ende der Woche ein Examen hatten, für das sie eigentlich lernen sollten.

Zuerst mussten sie sich allerdings duschen. Zum Glück hatte die Sporthalle ein eigenes Badezimmer, das diesen Namen wirklich verdiente. Nur das Beste für die Barnham-Töchter.

Sie riss sich das Tenniskleid regelrecht vom Körper und ließ es unachtsam in den Wäschekorb fallen, bevor sie ihre Schuhe von den Füßen kickte, sich der Socken ebenfalls entledigte und regelrecht unter die Dusche sprang.

Sie wollte keine Zeit verschwenden und duschte deshalb schnell, aber gründlich. Nicht, dass Direktorin Cromwell noch einen Fussel auf ihr entdeckte und einen Herzinfarkt bekam.

Fast zeitgleich sprangen die Schwestern wieder aus der Dusche und eilten in die Umkleide zurück, wo jemand ihre alte Kleidung durch die Kleider ersetzt hatte, die angeblich ihre Schuluniformen darstellten, denen der anderen Begabtenschulen aber nicht wirklich ähnelten.

Sie streiften die Kleider über. Natürlich hatten sie die gleiche Farbe, denn Zwillinge mussten scheinbar zum verwechseln ähnlich aussehen. Nach ihren Präferenzen hatte sie einfach niemand gefragt.

“Sobald ich hier raus bin”, verkündete sie, “färbe ich mir die Haare blond.”

Ylva, die schon mit dem Anziehen fertig war und sich jetzt beschäftigte, ihre Haare zu kämmen, sah sie verwundert an.

“Wirklich? Findest du meine Haare so hässlich?”

Sie mussten beide lachen. Natürlich hatte sie das nicht so gemeint, das war ihnen beiden klar, aber ein bisschen Individualität konnte nicht schaden.

“Aber mal ehrlich, was wirst du machen, sobald wir unseren Abschluss haben?”

Ihr Arm erstarrte mitten in der Bewegung. Erschrocken sah sie sich zu ihr um und bemerkte gleich den ernsten Zug um ihre Lippen.

“Was willst du machen?”, fragte sie stattdessen, “Haarefärben ist ja wohl nicht dein einziges Ziel.”

Sie wunderte sich ein bisschen über das Verhalten ihrer Schwester, wollte jedoch erst ihre Frage ehrlich beantworten, bevor sie nachbohrte.

“Ich bin noch nicht sicher. Ich meine, die Welt steht uns offen, oder?”

“Ich schätze, das stimmt.”

Zufrieden sah sie nicht aus, aber sie fuhr damit fort, ihre langen, schwarzen Haare zu kämmen. Eris fing selbst damit an, denn durch das Rubbeln mit dem Handtuch hatte sie einige Knoten in ihre eigenen befördert, und hatte prompt das Gefühl, in einen Spiegel zu schauen.

Sie machten sich einen Spaß daraus, ihre Bewegungen so abzustimmen, dass sie fast synchron waren, bis sie ihr Lachen nicht mehr halten konnten.

Die nächsten zwei Stunden – mindestens, wenn sich keine Lehrerin über den Lärm beschwerte – würden sie endlich einmal wieder im Musikzimmer verbringen können, frei von den Pflichten, die ihnen Mister Hales aufzwingen wollte, wenn sie eine Stunde bei ihm hatten.

Wahrscheinlicher war eher, dass Miss Cromwell sie finden und ermahnend daran erinnern würde, dass sie morgens wieder früh aufstehen mussten und es sich nicht leisten konnten, Zeit zu vertrödeln.

Doch diese Zeit gehörte nur ihnen alleine. Mit schnellen Schritten machten sie sich auf den Weg zum Musikzimmer, und da sie dieses Anwesen nach all den Jahren wie ihre Westentasche kannten, standen sie wenige Minuten später vor den Flügeltüren.

Sie holte den Schlüssel heraus, schloss auf und überließ ihrer Schwester den Vortritt. Diese ging gleich zielstrebig auf ihre Violine zu. Eris setzte sich an den großen Flügel und testete die ersten Töne aus. Ein einzelnes “A” schallte durch den ganzen Raum. Sich mit ihr abstimmend positionierte Ylva ihr Instrument und ließ den Bogen den gleichen Ton erwidern. Sie wärmten sich mit einen Tonleitern auf und kramten dann ihre Noten hervor.

“Ich liebe unser neues Stück”, träumte Ylva beim Anblick der Noten.

“Ja, eine echte Glanzleistung von Williams”, stimmte sie ihrer Schwester zu und ordnete die Blätter vor ihr.

Sie liebten es, miteinander zu musizieren. Eris gab den Rhythmus vor. Sie war die Basis für ihr gemeinsames Stück. Konzentriert hielt sie ihren Blick auf die Noten, um nicht aus dem Takt zu kommen. Ihre Schwester hingegen gab sich der Musik hin und folgte ihrem Rhythmus. Sie war das Herz ihres Stückes und als Eris einen Moment zu ihr hinüberblickte, war sie wie gebannt von der Leidenschaft (und der Hingabe) ihrer Schwester. Sie waren eins mit der Musik. Jeder spielte seinen Teil in perfekter Harmonie mit der anderen.

*

“Ylva.”

Seine Stimme durchschnitt die Stille und sie musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. Warum meinte Mister Rivers immer, sie dabei erwischen zu können, nicht aufgepasst zu haben?

“Ja?”, fragte sie mit einem möglichst neutralen Ton.

“Können Sie mir sagen, welches Ereignis den November des Jahres 2023 geprägt hat?”

“Selbstverständlich. Durch die steigenden Temperaturen ist ein Großteil von Campland überflutet worden, was die Politiker in der MUNDUS wachgerüttelt hat. Die Vorsitzenden haben noch in dem Monat ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie versprochen haben, innerhalb von vierzig Jahren zur Hälfte auf erneuerbare Energien umzusteigen.”

“Sehr gut.”

Sie konnte ihm ansehen, dass er dieses Lob nicht ernst meinte. Für ihn war es nur eine leere Phrase gewesen, aber das war ihr egal. Sie hatte Besseres zu tun, als ihr Selbstwertgefühl darauf zu basieren, was ihr Lehrer dachte.

“Lesen Sie das Kapitel zuende. Ich werde sie in zehn Minuten noch einmal abfragen. Aber, Miss Eris, denken Sie nicht, dass Sie damit aus dem Schneider wären.”

“Natürlich nicht.”

Sie wagte es nicht, vom Buch aufzusehen, um ihr ein Grinsen zuzuwerfen, wusste aber wenigstens, dass ihre Schwester gerade vor dem gleichen Problem stand.

Als die Tür aufgestoßen wurde und mit einem Knall gegen die Wand prallte, zuckte sie beide zusammen. Miss Cromwell hatte sich regelrecht im Türrahmen aufgebaut und brauchte einige Sekunden, um sich zu beruhigen, so außer Atem war sie.

“Der Unterricht ist für diesen Tag beendet. Bitte machen Sie sich reisebereit.”

Nun warfen sie sich doch erschrockene Blicke zu und Eris erhob die Stimme: “Was meinen Sie damit? Eine Exkursion?”

“Nein. Sie verlassen das Internat. Der ehrenwerte Großvater Maxime ist verstorben.”

Sie hatte das einfach so im letzten Satz rausgehauen, sodass sie erst gar nicht realisiert hatte, was ihre Worte bedeuteten. Dann dämmerte es ihr langsam, doch sie bekam immer noch kein Wort heraus.

Maxime? Gestorben? Großvater Maxime, der immer so stark und regelrecht unnahbar erschienen war? Und das, obwohl sie ihre Ausbildung noch nicht einmal abgeschlossen hatten!

Sie fühlte sich wie im Rausch, als sie die ihnen bekannten Wege entlang ging, um ihre Sachen einzupacken. Ihre Schwester schien in einen ähnlichen Schockzustand gefallen zu sein. Wie konnte dies nur passiert sein? Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatten, war er doch wohlauf gewesen. Sie warf einen Blick auf Ylva, die Oberteile und Hosen in ihre Tasche legte. Ihre Augen waren starr aufgerissen, aber Tränen konnte sie nicht erkennen. Jetzt bemerkte sie erst, dass auch sie nicht weinte. Eigentlich wäre dies die normale Reaktion gewesen, wenn der Großvater stirbt. Doch die Tränen kamen nicht.

“Das bedeutet…”, murmelte sie benommen.

“Ja”, antwortete ihre Schwester kurz angebunden. Sie beide wussten, was jetzt passieren würde. Was passieren musste.

“Wir halten zueinander, oder? Egal, was kommt?” Ylva schaute ihr fast schon flehentlich in die Augen.

“Immer”, versprach sie.

Als sie wenige Minuten später die Stufen zu der wartenden Limousine herabstiegen, hatte sie jegliche Zweifel aus ihrem Kopf verbannt. Sie wusste, was sie zu tun hatten. Und sie würden sein Andenken nicht beschämen.

 

Future: Kapitel 1

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The Ups and The Downs: Steckbriefe

Protagonist 1

Generelle Daten

Name: Rs-Kn (Ris-Kan, von den Oberweltlern ausgesprochen)

Geschlecht: Männlich

Alter: 19

Zugehörigkeit: Unterwelt, Abtrünniger

Magie: Heilungsmagie

Aussehen

Körperbau: Schlank, eher klein

Hautfarbe: Dunkelblaue Schuppen

Haarfarbe: Langer Flossenkamm vom Kopf bis zum Anfang der Wirbelsäule

Augenfarbe: Komplett weiß, milchig

Charakter

Grundeinstellung: Gesellschaft sollte sich nicht ändern, sondern die Mitglieder sich anpassen

Werte: Ausgestoßene müssen sich anpassen

Ängste: Enttarnt zu werden, Verfolgung durch den Rat

Stärken: Schmerzens-Magier können ihn aufgrund seiner Kräfte nicht verletzen

Schwächen: Angst

Protagonist 2

Generelle Daten

Name: Kr-Ksch (Ker-Kisch, von den Oberweltlern ausgesprochen)

Geschlecht: Weiblich

Alter: 23

Zugehörigkeit: Unterwelt, junges Mitglied

Magie: Schmerzensmagie

Aussehen

Körperbau: Muskulös durch das Training des Rates, eher klein

Hautfarbe: Dunkelgrüne Schuppen

Haarfarbe: Zwei Flossenkämme, die vom Kopf den Rücken hinunter führen

Augenfarbe: Komplett schwarz

→ Trägt viel Knochenschmuck, um ihren Rang zu betonen

Charakter

Grundeinstellung: Dem Rat ergeben

Werte: „Recht des Stärkeren“

Ängste: Vom Rat dazu gezwungen zu werden, jemanden zu verletzen

Stärken: Magie & Zwang

Schwächen: Willenloses Befolgen von Regeln

Geschichte: Sie verfolgt den fliehenden Rs-Kn an die Oberfläche (Als ihre Mission), verändert sich dort, als sie erkennt, dass Gesellschaft auch anders funktioniert → Muss an der Oberfläche auf einmal ohne Gewalt klarkommen, weil die Heiler dort ihrer Schmerzens-Magie automatisch entgegenwirken

 

Oberwelt

Herrschaftssystem: Kein richtiger Herrscher

Arbeit: Jeder macht das, worin er gut ist & sie gleichen sich aus, Tauschhandel

Lebensraum: Auf Bäumen

Religion: Pantheismus?

Art der Magie: Viele haben (physische & psychische) Heilungs-Magie (Volk ist größer)

→ Sicht auf Magie als Hilfsmittel im Alltag

Ausrüstung: Man schenkt Leuten, die man mag, selbstgemachten Schmuck → Leute mit viel Schmuck haben viele Freunde

Namen: Lange, komplizierte Namen, da sie sich anhand derer unterscheiden müssen (Großes Volk)

 

Unterwelt

Herrschaftssystem: Rat der Auserwählten bestimmt alles, Älteste im Rat nehmen andere Magiefähige auf, um sie zu kontrollieren

Arbeit: Die Aufgaben werden vom Rat der Auserwählten vorgegeben

Lebensraum: In Höhlen & unterirdischen Seen

Religion: Kein Gott, Rat der Auserwählten als höchste Instanz

Art der Magie: Wenige Auserwählte haben (physische & psychische) Schmerzens-Magie & bilden den Rat der Auserwählten

→ Sicht auf Magie als Machtmittel

Ausrüstung: Keine Kleidung, dafür individuelle Zeichnungen mit dem Saft fluoreszierender Pflanzen

→ Auserwählte tragen Knochenschmuck, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren (Sie haben es nicht nötig, möglichst schnell zu schwimmen & nicht dabei behindert zu werden)

Namen: Kurze Namen, die man auch bei den Klicklauten unter Wasser verstehen kann

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Immortality: Steckbriefe

K-19:

Name: Luna Johnston

Alter: 27

Geschlecht: Weiblich

Rang: Kommandantin

Fähigkeit: Paralyse

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Dimension 33547

Haarfarbe: Dunkelrot, kurze Haare

Augenfarbe: Grün

Waffen: –

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: K-19L

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde:

Geisteskrankheiten: keine

Anderes:

 

Name: Mike Trehoyle

Alter: 21

Geschlecht: Männlich

Rang: Stellvertretener Kommandant

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Außerirdischer der 5. Dimension

Heimatplanet: Eraklyo

Haarfarbe: Schwarz, kurz

Augenfarbe: Schwarz

Waffen: Laserblaster 5000

Vorlieben: Kommandieren

Abneigungen:

Kennnummer: K-19M

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde: Luna Johnston

Geisteskrankheiten: keine

Anderes:

 

Name: Estafánia Jeroldes

Alter: 16

Geschlecht: Weiblich

Rang: Veteran

Fähigkeit: Außerordentliche Kraft, die durch Berührung (mit den Händen) weitergegeben wird

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Braun, schulterlang

Augenfarbe: Grün

Waffen:-

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: K-19E

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde: Khalí

Geisteskrankheiten: Besitzt keine Emotionen mehr bzw. Die Emotionen kommen nach und nach zurück, angeführt von negativen Emotionen

Anderes:

 

Name: Jasmin Neldol

Alter: 23

Geschlecht: Weiblich

Rang: Vize-Kommandant

Fähigkeit:-

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Dunkel Violett, sehr lange Haare

Augenfarbe: Lila

Waffen: Besitzt perfekte Kampfkunst

Vorlieben: Tarnung

Abneigungen: Estafánia

Kennnummer: K-19J

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde: Aliens

Geisteskrankheiten: keine

Anderes: Bekam mit dem Alter Lila Augen

 

Name: Heroldes Jussald

Alter: 22

Geschlecht: Männlich

Rang: Veteran

Fähigkeit: Zeitreisen

Volkszugehörigkeit: „Menschliches“ Aussehen

Heimatplanet: Erde des 12. Jahrhunderts

Haarfarbe: Braun, bis zur Schulter

Augenfarbe: Grau

Waffen: Messer

Vorlieben: Das 21. Jahrhundert

Abneigungen:

Kennnummer: K-19H

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde:

Geisteskrankheiten: Leichte Verwirrung

Anderes:

 

Name: Thomas Bright

Alter: 19

Geschlecht: Männlich

Rang: Soldat

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Cyborg

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Schwarz, kurz

Augenfarbe: Blau

Waffen: Pfeil und Bogen

Vorlieben:

Abneigungen: Laserblaster 5000, mag altmodische Sachen

Kennnummer: K-19T

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde:

Geisteskrankheiten: keine

Anderes: Linker Arm aus Metall

 

Name: Pablo

Alter: nicht bestimmt

Geschlecht: wahrscheinlich Männlich

Rang: Soldat

Fähigkeit: Strömschläge

Volkszugehörigkeit: Androide

Heimatplanet: Tecniolacio

Haarfarbe: –

Augenfarbe: Rot

Waffen: Stromschläge

Vorlieben:

Abneigungen: Seine Heimat

Kennnummer: K-19P

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde: Alle, die „ihn“ herum kommandieren

Geisteskrankheiten: manchmal leichte Zuckungen

Anderes:

 

Name: Sarafiná Ester

Alter: 18

Geschlecht: Weiblich

Rang: Soldat

Fähigkeit: Perfektes Wissen über Medizin und Gesundheit

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Blond, bis zum Bauch

Augenfarbe: Grün

Waffen: Schwert

Vorlieben: Höflichkeit

Abneigungen: Beleidigungen

Kennnummer: K-19S

Flotte: K-19

Freunde:

Feinde:

Geisteskrankheiten: keine

Anderes: Mag Sauberkeit

 

Z-03:

Name: Artus Grave

Alter: 18

Geschlecht: Männlich

Rang: Kommandant

Fähigkeit: Schwache Telepathie

Volkszugehörigkeit: Außerirdischer

Heimatplanet: Rho Coronae Borealis

Haarfarbe: Schwarze, lange Haare

Augenfarbe: Braun

Waffen: Schwert (Excalibur)

Vorlieben: Rüstungen

Abneigungen: ?

Kennnummer: Z-03A

Flotte: Z-03

Freunde: Venom 0.7

Feinde: ?

Geisteskrankheiten: –

Anderes: –

 

Name: Venom 0.7

Alter: „19“

Geschlecht: „Männlich“

Rang: Vize-Kommandant

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Androide

Heimatplanet: ?

Haarfarbe: Grau

Augenfarbe: Rot

Waffen: Space Shooter 003

Vorlieben: Technik

Abneigungen: ?

Kennnummer: Z-03V

Flotte: Z-03

Freunde: Artus Grave

Feinde: ?

Geisteskrankheiten: Starke Stimmungsschwankungen, die an eine multiple Persönlichkeitsstörung erinnern

Anderes: Er wurde so programmiert, dass sich eine ganze Enzyklopädie in seinem Speicher befindet

 

Name: Flynn Havoc

Alter: 20

Geschlecht: Männlich

Rang: Soldat

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Rot, kurz

Augenfarbe: Grün

Waffen: Axt, Laserschwert

Vorlieben: ?

Abneigungen: ?

Kennnummer: Z-03F

Flotte: Z-03

Freunde: –

Feinde:

Geisteskrankheiten:

Anderes:

 

Name: Argon Pyra

Alter: 30

Geschlecht: Männlich

Rang: Veteran

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Braun, kurz

Augenfarbe: Dunkelblau

Waffen: Gunsword

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: Z-03A

Flotte: Z-03

Freunde: –

Feinde:

Geisteskrankheiten:

Anderes:

 

Name: Merry(-go-round)

Alter: 17

Geschlecht: Weiblich

Rang: Soldat

Fähigkeit: –

Volkszugehörigkeit: Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Grelles Rot

Augenfarbe: Grau

Waffen:

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: Z-03M

Flotte: Z-03

 

Freunde: Seek (Schwester)

Feinde:

Geisteskrankheiten:

Anderes:

Name: (Hide and) Seek

Alter: 17

Geschlecht: Weiblich

Rang: Soldat

Fähigkeit: Illusionen

Volkszugehörigkeit: (Befähigter) Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Grelles Grün

Augenfarbe: Grau

Waffen: –

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: Z-03S

Flotte: Z-03

 

Freunde: Merry (Schwester)

Feinde:

Geisteskrankheiten:

Anderes:

Name: Iron Maiden

Alter: 19

Geschlecht: Weiblich

Rang: Vize-Kommandant

Fähigkeit: Kann Stahl beliebig formen

Volkszugehörigkeit: (Befähigter) Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Grau, stachelig

Augenfarbe: Blau

Waffen: Morgenstern

Vorlieben: Große Waffen

Abneigungen: Schwächlinge

Kennnummer: Z-03I

Flotte: Z-03

Freunde: –

Feinde: Argon (Eher ein Rivale)

Geisteskrankheiten:

Anderes: Obwohl sie eine Fähigkeit hat, verlässt sie sich gerne auf ihren Morgenstern

 

Name: Rain Drop

Alter: 16

Geschlecht: Weiblich

Rang: Veteran

Fähigkeit: Kann Regen formen

Volkszugehörigkeit: (Befähigter) Mensch

Heimatplanet: Erde

Haarfarbe: Blond, lang

Augenfarbe: Blassblau

Waffen: –

Vorlieben:

Abneigungen:

Kennnummer: Z-03R

Flotte: Z-03

Freunde: –

Feinde: –

Geisteskrankheiten: Melancholie

Anderes: –

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Future: Steckbriefe

Menschen:

Name: Jodie (Spitzname Jo)

Alter: 21

Aussehen: braune lange Haare, grüne Augen

Geschlecht: Weiblich

 

Name: Ragnar

Alter: 33

Aussehen: braune Haare, die zu einem kurzen Zopf gebunden sind; graue Augen

Geschlecht: Männlich

 

Name: Yashar

Alter: 20

Aussehen: Lange, weiße Haare; weiße Augen

Geschlecht: Männlich

 

Name: Lionel

Alter: 18

Aussehen: Kurze, blonde Haare; hellblaue Augen

Geschlecht: Männlich

 

Name: Chris

Alter: 33

Aussehen: kurze schwarze Haare, braune Augen

Geschlecht: Männlich

 

Name: Shina

Alter: 25

Aussehen: Rote Haare; Sommersprossen; grüne Augen

Geschlecht: Weiblich

 

Abtrünnige Mutanten:

Name: Emma

Alter: 14

Aussehen: lange schwarze Haare mit lila Strähnen, lila Augen

Kraft: starke Telepathie

Geschlecht: Weiblich

 

Name: Jack

Alter: 22

Aussehen: kurze braune Haare (circa bis zum Kinn) grüne Augen

Geschlecht: Männlich

Kraft: kann Energien erzeugen und zwischen Ihnen magnetische Felder aufbauen

 

Mutanten:

Name: Toxin

Alter: 17

Aussehen: Lange, violette Haare; schwarze Augen

Geschlecht: Weiblich

Kraft: Gase in schwaches Gift umformen

 

Name: Poison

Alter: 17

Aussehen: Lange, giftgrüne Haare; schwarze Augen

Geschlecht: Weiblich

Kraft: Leute durch Berührung stark vergiften

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The Ups and The Downs – Chapter 007

Kr-Ksch:

Sie sah ihn im Licht verschwinden, ging noch einige Schritte vor, blieb dann jedoch zögernd stehen. Sie hatte nicht die Berechtigung, diese Grenze zu übertreten, das Bedürfnis allerdings schon.

Natürlich hatte sie Angst vor dem, was sie erwartete, doch sie konnte ihre Neugierde nicht verleugnen. Und natürlich war es auch wichtig, ihren Auftrag zu erfüllen, der nun einmal besagte, ihn zu fangen und zum Rat zurückzuzerren.

So stand sie im Licht, bis sich ihre Augen ein wenig daran gewöhnt hatten und sie draußen einen brauen Felsen erahnen konnte, der einem Stalagmiten ähnelte, von dem grüne Schuppen herunterhingen.

Unterbewusst lenkte sie ihre Schritte darauf zu und blick ruckartig stehen, sobald sie erkannte, was genau sie da getan hatte. Selbst sie konnte den Befehl der Ältesten des Rates nicht ignorieren.

Allerdings konnte sie sich nicht an ein Gesetz erinnern, das besagte, dass die Unterwelt nicht verlassen werden durfte, was wahrscheinlich eher daran lag, dass die Möglichkeit gar nicht erst in Betracht gezogen wurde, als daran, dass es erlaubt war.

Sie seufzte. Eigentlich war ihr schon klar, dass die Neugierde wieder einmal gewonnen hatte. Wenn sie ihn schnell fing, musste sie sich vielleicht nicht einmal erklären, weil niemand wusste, wo sie gewesen war.

Sie ging auf den Baum zu und riss eine der Schuppen davon ab. Auf ihre Klaue gespießt und von ihr gedreht, sah es gar nicht mehr wie eine aus, sondern wirkte viel zarter und weicher.

Kurzentschlossen warf sie es auf den Boden und sah sich um. Ihr Ziel war es nicht, merkwürdige Formationen in der Natur zu bewundern, sondern, den Fliehenden ausfindig zu machen.

Von ihm war allerdings nichts mehr zu sehen. Das dachte sie jedenfalls, bis ihr die Spur auffiel, die jemand im hohen Gras hinterlassen hatte. Scheinbar waren es sogar zwei Personen gewesen, die nebeneinander gegangen waren.

Hatte er sich hier mit jemandem getroffen? Möglicherweise hatte er bereits Kontakt mit Wesen von der Oberfläche gehabt, die ihm das Heilen beigebracht und ihm letztendlich auch zur Flucht verholfen hatten Da konnte sie nur spekulieren, doch das war eines ihrer Fachgebiete.

Die Spur verlor sich weit im Gras, weshalb sie noch überlegen musste, ob sie ihr folgen wollte. Eigentlich war es besser, dem Rat Bescheid zu geben, andererseits…

Ein Ruf riss sie aus ihren Gedanken und ihr Kopf zuckte auf eine Art hoch, die man mit einem Raubvogel vergleichen konnte, falls man schon einmal eine Begegnung mit einem erlebt hatte.

Es war nur eine leise Stimme in der Ferne gewesen, aber sie war sich sicher, dass sie irgendwo aus dem Feld gekommen war. Es hatte sich zu weich angehört, um der Gesuchte zu sein, allerdings konnte es sein, dass jemand mit ihm sprach.

Sie warf noch einen letzten Blick auf die Höhle zurück, aus der sie gekrochen war, als wolle sie sich vergewissern, dass sie immer noch dort war und sie nicht durch ein Wunder nach oben gekommen war, dann marschierte sie los.

Wenn er wirklich von Oberweltlern aufgenommen worden war, konnte es sein, dass sie ihn beschützten. Der Legende nach gab es einige Heiler oben, weshalb sie mit ihren Fähigkeiten Probleme bekommen konnte.

Trotzdem war sie immer noch in der Lage, ihn in einem körperlichen Kampf zu besiegen, und so lange sie ihn irgendwie überwältigen und fesseln konnte, war ihr relativ egal, ob er bei ihren Schlägen Schmerzen empfand.

Falls er sich allerdings mehrere Freunde angeeignet hatte, konnte das zu einem Problem werden, denn sie zweifelte nicht daran, dass eines ihrer Dörfer wenigstens ein paar Krieger haben musste.

Da war sie möglicherweise gezwungen, zu anderen Methoden zu greifen und ihn irgendwie von seiner Gruppe abzusondern, damit sie ihn mit Leichtigkeit erledigen konnte, wie sie es gewohnt war.

Seit ihrer Kindheit hatte es niemand gewagt, sich ihr entgegenzustellen, und das war, bevor man von ihren Fähigkeiten gewusst hatte. Sie war immer schon eine Spur furchtloser und aggressiver gewesen als die Anderen, die ihr deshalb aus dem Weg gegangen waren, wann immer sie konnten.

Deshalb machte ihr ihre gesonderte Stellung im Rat auch nichts aus, denn sie war es gewöhnt, alleine zu sein. So war es schon immer gewesen, und so würde es immer sein, was ihr nie etwas ausgemacht hatte.

Diese Gedanken an die Planung, die irgendwann in Richtung Erinnerungen abgeschweift waren, halfen ihr dabei, die Nervosität zu unterdrücken, die aufgrund der unbekannten Situation Besitz von ihr ergriffen hatte.

Sie konnte es sich nicht leisten, Angst zu haben, und dieses Wort beschrieb das Gefühl, das sie spürte, auch nicht richtig. Es war nur eine leichte Unsicherheit, die sie schon noch ausmerzen würde.

Langsam hatte sie das Ende des Pfades erreicht, den die Körper in den Dschungel aus Gras gekerbt hatten. Eine weitere Wiese tauchte vor ihr auf, bei der das Gras flacher wurde, und die von vereinzelten Bäumen durchsetzt war.

Sie sah nach oben und erkannte, dass diese verbunden waren. Egal, wie weit ihr Abstand war, die Hängebrücken und Hütten schienen die Luft zu bevölkern und ein Netz zwischen ihr, und dem, was der Himmel sein musste, zu spinnen.

Einige dickere Äste standen vom Stamm ab, von denen sie sich sicher war, sie erklimmen zu können. Ohne zu zögern, ergriff sie den untersten und zog sich hoch, bis sie zum nächsten springen konnte.

Inzwischen musste sie bemerkt worden sein, wenn die Wachhabenden nicht vollkommen inkompetent waren. Deshalb musste sie vorsichtig sein und sie ausschalten, sobald sie sich zeigten.

Als sie die Plattform erreichte und sich hochzog, sah sie sich deshalb mit messerscharfem Blick um, konnte allerdings nichts erkennen. Anscheinend waren die Wachen doch besser, als sie gedacht hatte, denn offensichtlich mussten sie sich irgendwo so gut verbergen, dass nicht einmal sie sie entdecken konnte.

Andererseits war auch noch kein Alarm geschlagen worden. Möglicherweise wollten sie beobachten, was sie tat, bevor sie beschlossen, ob sie eine Gefahr war…

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The Ups and The Downs – Chapter 006

Mala:

Mit den ersten Sonnenstrahlen, die meine Haut kitzelten, wachte ich auf. Ich streckte mich – oder besser gesagt, ich versuchte es. Mein Partner hielt mich fest umschlungen. Seine Körperwärme war sehr angenehm, doch ich musste aufstehen.

„Schatz, könntest du mich freundlicherweise loslassen?“, fragte ich ihn in einem ruhigen Tonfall.

„Hmmm“, kam es von ihm. Er rührte sich kein Stück.

„Schatz, ich muss wirklich aufstehen. Die Gemeinschaft braucht mich“, beharrte ich und küsste seine Hand, an die ich gerade dran kam.
Widerwillig ließ er mich los, sodass ich mich erheben konnte.

„Dankeschön“, sagte ich herzlich. Als zusätzliche Geste beugte ich mich noch einmal zu ihm und küsste ihn auf die Wange.

„Wenn du das noch einmal machst, muss ich dich leider wieder ins Bett ziehen“, neckte er mich. Ich lächelte geheimnisvoll, doch ging vorsichtshalber ein wenig vom Bett weg.

„Warum musst du denn heute so früh aufstehen?“, fragte er mich.

Ich zog ein luftiges Gewand über und drehte mich wieder zu ihm.

„Heute soll ein heißer Tag werden, sodass wir möglichst schnell fertig werden wollen“, erklärte ich ihm.

„Dann fangen wir bestimmt auch schon etwas früher an“, dachte er laut nach. „Hast du denn noch einen Moment?“

Diese Frage überraschte mich. „Ich denke schon.“ Ich setzte mich an die Bett kante und richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn.

„Was denkst du, wie die Sterne zu unserer Partnerschaft stehen?“

Diese Frage wunderte mich noch mehr. Ich dachte kurz nach und antwortete schließlich.

„Ich denke gut. Wir sind schon lange ein Paar.“ Lächelnd betrachtete ich die Armreifen um mein linkes Handgelenk. El hatte sie alle für mich gemacht, als Zeichen seiner Zuneigung. An meinen Oberarmen und meinen Fußgelenken konnte man mehr Bändchen finden. Diese hatte ich von Mitgliedern der Gemeinschaft bekommen, die mich mochten und sich bei mir bedanken wollten. Ich trug diese kleinen Gesten der Wertschätzung jeden Tag voller Stolz.
„Wieso fragst du das?“

„Schließe deine Augen“, sagte er bloß.

Also schloss ich meine Augen und versuchte mit dem Gehör zu erschließen, was er vorhatte. Was hatte er vor? Hatte er eine Überraschung für mich? Was konnte es wohl sein? Warum gerade heute und warum hatte er mir diese Fragen gestellt?

„Okay, öffne sie wieder.“

Langsam, aber trotzdem neugierig, öffnete ich meine Augen. Vor mir kniete El und schaute mich nervös an. In diesem Zustand hatte ich ihn nicht oft erlebt. In seinen Händen hielt er eine Kette. Wir schauten uns einige Momente einfach nur an.

„Mala, wir sind nun schon lange Zeit ein Paar und die Sterne schickten uns ein Zeichen. Ich liebe dich und deswegen Frage ich dich“

Ich schlug mir eine Hand vor den Mund. Hatte er das vor, was ich dachte? Bereits jetzt stiegen die ersten Tränen in meine Augen.

„Willst du den Bund des Lebens mit mir eingehen?“

Erwartungsvoll schaute er mich an. Seine wunderschönen Augen glitzerten in dem Sonnenlicht und auch wenn er mich gerade nicht berührte, konnte ich seine Körperwärme spüren. Sofort wurde mir wohlig zumute.
Da ich keinen Ton heraus bekam, fing ich erst einmal zu nicken an. Ich wischte die ersten Tränen weg und schaute ihn wieder an. Seine komplette Erscheinung, dann die Halskette in seinen Händen und schließlich in sein Gesicht.

„Ja“, brachte ich endlich hervor. „Ja, ich will“

Er seufzte erleichtert und ich warf mich in seine Arme. Ich spürte, wie er lächelte. Wir küssten uns kurz, bevor er mir die Halskette ummachte.

„Sie ist wunderschön“, flüsterte ich und tastete die stolz ab.

Wir seufzten beide. Er vor Erleichterung und ich vor Glück.

„Ich freue mich, Liebes“ Er legte seine Hände an meine Hüften. „Dann können wir unser Haus erweitern und eine Familie gründen.“

Ich ließ diesen Gedanken auf mich einwirken. Meine eigene Familie. Kinder, die El und ich großziehen würden. Die wir in die Gesellschaft eingliedern würden. Die wir beide über alles lieben würden. Die irgendwann selber Familien gründen würden und El und ich voller Stolz auf weitere Generationen blicken könnten.

„Das würde mir sehr gefallen.“ Ich schloss die Lücke zu ihm und schlang meine Arme um ihn.

„Musst du nicht zur Arbeit?“, brach El die Harmonie.

„Vergiss es“, lachte ich und löste mich soweit, dass ich in sein Gesicht schauen konnte. „Wir sind kurz davor den Bund unseres Lebens zu schließen. Die Gemeinschaft wird das schon verstehen.“

Er strich mir über die Haare und nahm mich in die Arme. Durch die Arbeit auf dem Feld hatte er durchtrainierte Arme und so war es ein leichtes für ihn, mich hochzuheben und auf das Bett zu setzen. Wir ließen uns noch einmal auf das Bett fallen.
Händchenhaltend schauten wir uns an.

„Und den Antrag hast du geplant gehabt?“, fragte ich ihn.

Er nickte. „Ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet“

„Gestern oben in den Bäumen wäre ziemlich romantisch gewesen“, neckte ich ihn und erinnerte mich, wie glitzernd und entspannend es dort gewesen war.

„Stimmt, aber ich hatte Angst, dass du Nein sagst und der Ort ruiniert wird“

Ich kicherte kurz über diesen Gedanken, wofür ich einen verwirrten Blick erntete.

„Schatz, ich liebe dich. Wieso hätte ich Nein sagen sollen?“ Ich drückte seine Hand. „Die Sterne haben uns als Seelenpartner ausgesucht und das spüre ich jeden Tag“

Sein Gesicht begann zu strahlen. Er beugte sich über mich und küsste mich. Auf die Stirn, danach auf den Mund und schließlich verteilte er Küsse meinen Hals entlang.

„Du bist perfekt“, flüsterte er. „Ich bin so froh, dass wir den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen“

Ich lächelte bloß. Vollkommene Glückseligkeit durchströmte meinen Körper. Jedes Mitglied der Gemeinschaft strebte nach diesem Zustand. Den Seelenpartner zu finden. Ich hatte Glück gehabt und ich war den Sternen so dankbar für mein Los. Mein Leben war toll. Ich war stolz von meinen Kollegen gemocht zu werden und meinen Beitrag zu leisten. Die Bänder an meinen Gelenken bestätigten dies, doch das wichtigste war nun die Halskette, die meine Zukunft voraussagte.
Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Mein Leben war heute mit einem Schlag viel besser und erfüllter geworden. Es konnte nur noch besser werden, denn meine Zukunft lag genau neben mir.

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The Ups and The Downs – Chapter 005

Rs-Kn:

Er hatte es geschafft! Er hatte den Tunnel erreicht, der ihm eine Freiheit garantierte, wie er sie sich vorher nicht hatte vorstellen können, und das, obwohl ihn der Bluthund des Rates, wie Kr-Ksch genannt wurde, verfolgt hatte!

Erleichtert taumelte er in das Licht, die Schmerzen vergessend, die sie ihm zugefügt hatte, und die sie ihm immer noch zufügen konnte. Es zählte nur noch das Ziel, das er erreicht hatte, Jahre, nachdem er den geheimen Zugang zur Oberwelt gefunden und Stillschweigen über ihn behalten hatte.

Hätte irgendjemand von ihm erfahren, dass dieser Ausgang existierte, hätte der Rat ihn sofort bewachen und zuschütten lassen, natürlich nicht, ohne alle, die davon wussten, zu foltern, bis sie vergaßen, warum das überhaupt geschah.

Ja, es war eine Folter. Das durfte man zwar nicht laut aussprechen, da es sich offiziell um Erziehungsmaßnahmen handelte, doch im Grunde genommen benutzten sie ihre magische Fähigkeiten, um die, die ihnen nicht willig folgten, gefügig zu machen, indem sie ihnen Schmerzen zufügten.

Und was war mit ihm? Sollte er wirklich ein Heiler sein, wie der Wächter ihn tituliert hatte, womit er diese Verfolgungsjagd und die bisher fast gelungene Flucht provoziert hatte?

Er konnte es sich nicht wirklich vorstellen. Es gab Legenden über Heiler, die in der Oberwelt lebten, aber auch die waren nicht gerne gesehen. Im Endeffekt hatte er sie für die Hoffnungen der Gequälten gehalten, die darauf bauten, dass es Leute gab, die die Flüche ihrer Herrscher abwehren konnten.

Und er war einer davon. Anscheinend, denn er hatte die Wunden selbst gesehen. Zwar nicht, wie sie sich geschlossen hatten, doch dass sie irgendwie verschwunden waren, war offensichtlich. Und es war kaum möglich, dass ihm jemand in den Minuten geholfen hatte, in denen er ohnmächtig gewesen war.

Hinter sich konnte er den Bluthund rufen hören, der seinen Namen aufgrund seiner ungemeinen Grausamkeit mit „Verbrechern“ verdient hatte, wahrscheinlich, um zu kompensieren, dass sie ihre Fähigkeiten erst spät entdeckt hatte.

Doch er hatte sowieso keine Energie mehr, um zu antworten, nicht einmal, um seinen Sieg zu verkünden. Schritt um Schritt taumelte er seiner Freiheit entgegen, einer Welt, von der er nicht einmal sicher gewusst hatte, dass sie existierte.

Was würde ihn draußen erwarten? Hätte er es sich leisten können, auf der Schwelle stehen zu bleiben, hätte er das wahrscheinlich zögernd getan, aber so kämpfte er sich weiter voran, der Unterwelt endlich aus ihren pechschwarzen Fängen entkommend.

Das Licht blendete ihn, doch da er wie jeder Unterweltler mit einem besonderen Gehör ausgestattet war, hatte er keine Probleme, sich zu orientieren. Trotzdem musste er seine Augen zusammenkneifen, um diese Helligkeit zu ertragen.

Er streckte seinen Arm aus, um gegen nichts zu laufen, und ertastete etwas, das weich wie ein Pilz war. Erstaunt schlossen sich seine Finger darum und er blinzelte leicht, um zu erkennen, was es war.

Seine Farbe war grün, wie die schillernden Schuppen seiner Verfolgerin. Allerdings war es heller und ovaler, mit leichten Rillen durchsetzt. Er tastete seine Oberfläche ab und erkannte im selben Moment, dass es noch mehr davon gab, ja eine richtige Ansammlung dieser Gebilde, die in der Luft hingen!

Er sah nach oben und ihm schwindelte es. Hunderte, ja wahrscheinlich tausende Meter über ihm erstreckte sich das Firmament. Es war von einem tiefen Dunkelblau, ähnlich einem unterirdischen See, aber wenn er seinen Blick leicht senkte und sich die Ränder ansah, ging es dort von einem leichten Pink in ein feuriges Orange über, als läge er auf dem Boden eines Sees und würde ein tanzendes Feuer darüber beobachten können.

Ihm stockte der Atem und er vergaß für einen Moment, in was für einer Situation er sich befand, dass er diesem Wunder jederzeit entrissen und vor das Gericht geschleppt werden konnte, was sein Ende bedeutete.

Wenige Sekunden, die ihm wie Stunden vorkamen, starrte er nach oben, als ihn ein Geräusch aufschreckte und er sich hastig umsah. Es war nicht Kr-Ksch, die eigentlich auch nicht die Befugnis hatte, die Unterwelt zu verlassen, sondern ein seltsames Wesen.

Es war klein wie ein Kind und schaute hinter einem dicken Stamm hervor, halb verborgen von Gestrüpp, dessen Farbe auch seine Haut hatte. Aus großen Augen sah es ihn an, dann lachte es.

Er konnte nicht anders, als zurück zu lachen und es streckte die Hand nach ihm aus, die er ergriff. Ein Oberweltler, ein echter Oberweltler, auch wenn es sich scheinbar nur um ein Kind handelte.

Es führte ihn durch das hohe Gras, das sanft wie Wellen um seine Beine strich, und sprach dabei zu ihm: „Bist du neu hier?“

„Ich schätze, das kann man sagen.“

Er konnte seine Sprache verstehen, allerdings schien es die Wörter in seinem Mund zu rollen und weich wie der Wind aufzustoßen. Da er nur die kratzigen Stimmen seines Volkes gewöhnt war, musste er sich anstrengen, um es zu verstehen.

„Woher kommst du?“

Hatte es wohl schon von der Unterwelt gehört? Wenn nicht, war es besser, wenn es gar nicht erst von diesem Ort erfuhr.

„Von unten“, sagte er deshalb vage.

Das akzeptierte es wohl, denn es sagte nichts mehr, sondern fing an, zu singen und ihn im schnellen Hüpfschritt mitzuziehen, bis helle Feuer in der inzwischen dunklen Ferne auftauchten.

„Ist das euer Gemeinschaftssaal?“

Es runzelte die Stirn, nickte dann aber, und erklärte: „Wir haben eine Gemeinschaftshütte in unserem Dorf. Ich kann sie dir zeigen.“

„Das wäre nett.“

Er wollte natürlich keine Unschuldigen in Gefahr bringen, doch er war sich sicher, dass es noch dauern würde, bis ihm Kr-Ksch in diese fremden Gefilde folgte, deshalb war es wichtig, erst einmal so viel Distanz wie möglich zwischen sich und den Ort, an dem er sein gesamtes Leben verbracht hatte, zu bringen.

„Alea Fial, wen bringst du denn mit?“

Ein Mann dieses Volkes, wahrscheinlich der Vater des Kindes, eilte auf die beiden zu. Er hatte ihn aufgrund des hohen Grases erst nicht gesehen und war dementsprechend erschrocken, als er seinen Begleiter an die Hand nahm und den Fremden neugierig anschaute.

„Wer bist du?“

„Rs-Kn.“

„Ris Kan?“

„Ungefähr.“

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The Ups and The Downs – Chapter 004

Lao:

Wasser war schon sehr faszinierend. Es ist die Basis des Lebens, es ist immer da. Und es fließt immer in eine Richtung.
Ich saß am Bach auf einem Stein und beobachtete das gleichmäßige Fließen des Wassers. Mit einem kleinen Stock tippte ich immer mal wieder in die Wasseroberfläche und blickte auf die Muster, die dadurch entstanden. Es war ruhig hier und ich einsam.

Es war nicht so, dass ich niemanden mochte und niemand mich mochte, aber ich war nicht so, wie alle anderen aus meiner Gemeinschaft.

„Lao, was machst du da?“, rief da schon eine Stimme.

Die anderen versuchten immer mich zu integrieren, mir ein gutes Gefühl zu geben, aber tief in mir wusste ich, dass ich trotzdem anders war. Ich schaute mich nur um, ohne etwas zu sagen.

„Wir wollen wieder ein wenig Ball in den Bäumen spielen, kommst du mit?“, schlug er vor.

„Du weißt doch, dass ich das nicht gerne tue…“, erwiderte ich bloß. Es war nicht so, dass ich Ball spielen nicht mochte, es war einfach nicht das Richtige für mich. Vor allem nicht in den Bäumen.

„Dann sei wenigstens der Schiedsrichter. Wir helfen dir auch!“, versicherte er mir.

Sein flehender Blick ließ mich seufzen. Sie gaben sich solche Mühe und ließen einfach nicht zu, dass ich einfach mal Zeit für mich hatte.

„Na gut“, stimmte ich schließlich zu.

Ich erhob mich, klopfte meine Kleidung ab und folgte ihm. Bei einem Baum blieben wir stehen und er kletterte voran.
Zögernd blieb ich unten stehen und schaute ihm nach. Nach einigen Metern merkte er es und wandte sich nach unten.

„Mach dir keine Sorgen, komm“

Na gut, dachte ich, legte meine Hände an den Baumstamm und begann zu klettern. Mit dem Klettern hatte ich keine Probleme, allerdings musste ich sehr auf mich aufpassen. Immer wieder konnte ich auf spitze Stellen oder Kanten stoßen.

Auf der richtigen Höhe angekommen, half er mir hoch und schaute immer wieder, ob bei mir alles in Ordnung war. Ich mochte nicht, wenn Gemeinschaftsmitglieder dies bei mir taten. Das ließ mich so schwach fühlen. Als wäre ich noch ein Kind. Dabei war ich schon erwachsen und arbeitete bereits für die Gemeinschaft. Da ich den Boden präferierte, durfte ich auf den Feldern arbeiten. Die Arbeit machte Spaß, doch auch dort musste ich aufpassen. Manche Pflanzen waren echt tückisch.

Ein weiterer Junge warf mir einen Ball zu, als er mich sah. Alle waren daran gewöhnt, dass ich nicht mitspielte und daher den Ball einwerfen konnte.
Ich musterte die beiden Teams und nickte schließlich. Einen Moment lang war alles still, bis ich den Ball warf. Von da an beobachtete ich das wilde Treiben. Zur Sicherheit hielt ich mich an dem vergleichsweise dünnen Stamm fest.

Sie spielten an einer Stelle, wo sich mehrere Zweige von verschiedenen Bäumen kreuzten. Als Tor hatten sie an zwei Stämme rote Kreise gemalt. Jetzt sprangen sie geschickt von Stamm zu Stamm und warfen sich den Ball zu. Ich fürchtete immer, dass jemand von ihnen stolperte, hinfiel oder sogar abstürzte, doch letzteres passierte nie. Wenn jemand stolperte, krallte er sich am Stamm fest, zog sich wieder hoch und klopfte schließlich seine Kleidung und Hände ab. Danach ging es weiter, als hinge das Leben nicht am seidenen Faden.

Hin und wieder pfiff ich, wenn jemand foulte, ansonsten schaute ich nur zu. Ich hatte mir schon oft Gedanken gemacht, ob ich nicht einfach mitspielen sollte, aber meine Angst war einfach zu groß. Da waren mir meine Gesundheit und mein Leben um einiges wichtiger.

Ball spielen – oder der Schiedsrichter sein – war eher eine Möglichkeit, Zeit herumzukriegen. Arbeiten, Essen und Schlafen nahmen den Großteil des Tages bereits weg, der Rest war fast durch das Spielen abgedeckt. Trotzdem gab es genügend Momente, in denen ich einsam war. Aber nicht alleine. Würde es mir helfen, wenn ich auch mal alleine war? Nicht nur für wenige Minuten, sondern auch mal für ein paar Stunden oder gar einen Tag?
Jeden weiteren Tag fragte ich mich, wie es weitergehen sollte, denn ich würde mich nie wie die anderen fühlen. Ich hatte sie ja alle gern, aber es war schon was anderes, wenn man ständig eingeschränkt mitmachen konnte. Oder eben nicht.

Nach dem Spiel kletterten wir wieder auf den Boden. Zwischenzeitig geriet ich kurz ins Straucheln, sodass ich mit verletzten Händen am Boden ankam. Überall waren kleine Schrammen und ich blutete ein wenig. Es tat weh, war aber auszuhalten. Aus Gewohnheit wollte ich bereits zum Bach laufen und die Wunden säubern, als jemand meine Schultern berührte.

„Komm, ich mach das“, sagte sie.

„Es geht schon“, versicherte ich ihr, „Ich möchte nicht, dass du deine Kräfte an mir verschwendest.“

„Ach, Lao.“ Sie seufzte und griff nach meinen Händen. Sie legte ihre Hände unter meine, damit sie sich die Wunden besser ansehen konnte. „Das ist doch keine Verschwendung, ich möchte dir doch helfen.“

„Aber nach der Heilung wirst du geschwächt sein“, hielt ich dagegen.

„Aber ich generiere mich schneller als du“, neckte sie mich. Sie war wirklich stur.

„Na gut“, seufzte ich. Schlussendlich gab ich immer nach.

Sie schloss ihre Augen und atmete ruhig ein. Ihre Hände begannen leicht zu leuchten und erreichten auch meine Haut. Ich beobachtete ihren konzentrierten Gesichtsausdruck und dann meine Hände. Langsam aber sicher schlossen sich meine Wunden. Es kribbelte leicht, war aber nicht schmerzhaft.

Nachdem sie ausgeatmet hatte, öffnete sie wieder ihre Augen. Sie lächelte.

„Du wirst wirklich immer besser“, lobte ich sie und strich über meine Hände. Nach Heilungen waren sie warm und weich.

„Danke!“ Sie strahlte. „Dir muss ich ja nicht sagen, dass du aufpassen sollst. Das weißt du schon. Gute Nacht, Lao“ Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich und ließ mich in der Dunkelheit stehen.

Ich schaute in den klaren Abendhimmel und betrachtete die Sterne.
Sie waren wunderschön, doch mit mir meinten sie es nicht gut. Als Kind dachte ich immer, dass sie etwas Großes mit mir planen und ich deswegen anders war. Jetzt hatte ich allerdings verstanden, dass ich einfach nur unglaublich großes Pech gehabt hatte und nicht Besonderes dahinter steckte.

Denn ich konnte nicht heilen.

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