The Ups and The Downs – Chapter 005

Rs-Kn:

Er hatte es geschafft! Er hatte den Tunnel erreicht, der ihm eine Freiheit garantierte, wie er sie sich vorher nicht hatte vorstellen können, und das, obwohl ihn der Bluthund des Rates, wie Kr-Ksch genannt wurde, verfolgt hatte!

Erleichtert taumelte er in das Licht, die Schmerzen vergessend, die sie ihm zugefügt hatte, und die sie ihm immer noch zufügen konnte. Es zählte nur noch das Ziel, das er erreicht hatte, Jahre, nachdem er den geheimen Zugang zur Oberwelt gefunden und Stillschweigen über ihn behalten hatte.

Hätte irgendjemand von ihm erfahren, dass dieser Ausgang existierte, hätte der Rat ihn sofort bewachen und zuschütten lassen, natürlich nicht, ohne alle, die davon wussten, zu foltern, bis sie vergaßen, warum das überhaupt geschah.

Ja, es war eine Folter. Das durfte man zwar nicht laut aussprechen, da es sich offiziell um Erziehungsmaßnahmen handelte, doch im Grunde genommen benutzten sie ihre magische Fähigkeiten, um die, die ihnen nicht willig folgten, gefügig zu machen, indem sie ihnen Schmerzen zufügten.

Und was war mit ihm? Sollte er wirklich ein Heiler sein, wie der Wächter ihn tituliert hatte, womit er diese Verfolgungsjagd und die bisher fast gelungene Flucht provoziert hatte?

Er konnte es sich nicht wirklich vorstellen. Es gab Legenden über Heiler, die in der Oberwelt lebten, aber auch die waren nicht gerne gesehen. Im Endeffekt hatte er sie für die Hoffnungen der Gequälten gehalten, die darauf bauten, dass es Leute gab, die die Flüche ihrer Herrscher abwehren konnten.

Und er war einer davon. Anscheinend, denn er hatte die Wunden selbst gesehen. Zwar nicht, wie sie sich geschlossen hatten, doch dass sie irgendwie verschwunden waren, war offensichtlich. Und es war kaum möglich, dass ihm jemand in den Minuten geholfen hatte, in denen er ohnmächtig gewesen war.

Hinter sich konnte er den Bluthund rufen hören, der seinen Namen aufgrund seiner ungemeinen Grausamkeit mit „Verbrechern“ verdient hatte, wahrscheinlich, um zu kompensieren, dass sie ihre Fähigkeiten erst spät entdeckt hatte.

Doch er hatte sowieso keine Energie mehr, um zu antworten, nicht einmal, um seinen Sieg zu verkünden. Schritt um Schritt taumelte er seiner Freiheit entgegen, einer Welt, von der er nicht einmal sicher gewusst hatte, dass sie existierte.

Was würde ihn draußen erwarten? Hätte er es sich leisten können, auf der Schwelle stehen zu bleiben, hätte er das wahrscheinlich zögernd getan, aber so kämpfte er sich weiter voran, der Unterwelt endlich aus ihren pechschwarzen Fängen entkommend.

Das Licht blendete ihn, doch da er wie jeder Unterweltler mit einem besonderen Gehör ausgestattet war, hatte er keine Probleme, sich zu orientieren. Trotzdem musste er seine Augen zusammenkneifen, um diese Helligkeit zu ertragen.

Er streckte seinen Arm aus, um gegen nichts zu laufen, und ertastete etwas, das weich wie ein Pilz war. Erstaunt schlossen sich seine Finger darum und er blinzelte leicht, um zu erkennen, was es war.

Seine Farbe war grün, wie die schillernden Schuppen seiner Verfolgerin. Allerdings war es heller und ovaler, mit leichten Rillen durchsetzt. Er tastete seine Oberfläche ab und erkannte im selben Moment, dass es noch mehr davon gab, ja eine richtige Ansammlung dieser Gebilde, die in der Luft hingen!

Er sah nach oben und ihm schwindelte es. Hunderte, ja wahrscheinlich tausende Meter über ihm erstreckte sich das Firmament. Es war von einem tiefen Dunkelblau, ähnlich einem unterirdischen See, aber wenn er seinen Blick leicht senkte und sich die Ränder ansah, ging es dort von einem leichten Pink in ein feuriges Orange über, als läge er auf dem Boden eines Sees und würde ein tanzendes Feuer darüber beobachten können.

Ihm stockte der Atem und er vergaß für einen Moment, in was für einer Situation er sich befand, dass er diesem Wunder jederzeit entrissen und vor das Gericht geschleppt werden konnte, was sein Ende bedeutete.

Wenige Sekunden, die ihm wie Stunden vorkamen, starrte er nach oben, als ihn ein Geräusch aufschreckte und er sich hastig umsah. Es war nicht Kr-Ksch, die eigentlich auch nicht die Befugnis hatte, die Unterwelt zu verlassen, sondern ein seltsames Wesen.

Es war klein wie ein Kind und schaute hinter einem dicken Stamm hervor, halb verborgen von Gestrüpp, dessen Farbe auch seine Haut hatte. Aus großen Augen sah es ihn an, dann lachte es.

Er konnte nicht anders, als zurück zu lachen und es streckte die Hand nach ihm aus, die er ergriff. Ein Oberweltler, ein echter Oberweltler, auch wenn es sich scheinbar nur um ein Kind handelte.

Es führte ihn durch das hohe Gras, das sanft wie Wellen um seine Beine strich, und sprach dabei zu ihm: „Bist du neu hier?“

„Ich schätze, das kann man sagen.“

Er konnte seine Sprache verstehen, allerdings schien es die Wörter in seinem Mund zu rollen und weich wie der Wind aufzustoßen. Da er nur die kratzigen Stimmen seines Volkes gewöhnt war, musste er sich anstrengen, um es zu verstehen.

„Woher kommst du?“

Hatte es wohl schon von der Unterwelt gehört? Wenn nicht, war es besser, wenn es gar nicht erst von diesem Ort erfuhr.

„Von unten“, sagte er deshalb vage.

Das akzeptierte es wohl, denn es sagte nichts mehr, sondern fing an, zu singen und ihn im schnellen Hüpfschritt mitzuziehen, bis helle Feuer in der inzwischen dunklen Ferne auftauchten.

„Ist das euer Gemeinschaftssaal?“

Es runzelte die Stirn, nickte dann aber, und erklärte: „Wir haben eine Gemeinschaftshütte in unserem Dorf. Ich kann sie dir zeigen.“

„Das wäre nett.“

Er wollte natürlich keine Unschuldigen in Gefahr bringen, doch er war sich sicher, dass es noch dauern würde, bis ihm Kr-Ksch in diese fremden Gefilde folgte, deshalb war es wichtig, erst einmal so viel Distanz wie möglich zwischen sich und den Ort, an dem er sein gesamtes Leben verbracht hatte, zu bringen.

„Alea Fial, wen bringst du denn mit?“

Ein Mann dieses Volkes, wahrscheinlich der Vater des Kindes, eilte auf die beiden zu. Er hatte ihn aufgrund des hohen Grases erst nicht gesehen und war dementsprechend erschrocken, als er seinen Begleiter an die Hand nahm und den Fremden neugierig anschaute.

„Wer bist du?“

„Rs-Kn.“

„Ris Kan?“

„Ungefähr.“

This entry was posted in Fantasy and tagged . Bookmark the permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert