The Ups and The Downs – Chapter 003

Kr-Ksch:

Kr-Ksch sah von dem Pergament auf, das sie gerade beschrieben hatte, mit der fluoreszierenden Tinte, die sie aus den Pilzen gewannen, damit auch in der Dunkelheit der Gänge die Befehle gelesen werden konnten, die von einem Ratsmitglied wie ihr verabschiedet wurden.

Sie hatte die Stimmen draußen wohl gehört, allerdings noch nicht entschieden, ob sie bereit war, ihre Arbeit zu unterbrechen, um nachzusehen. Ihr konnten die Wächter zwar nichts mehr vorschreiben, seit die Fähigkeiten aus ihr ausgebrochen waren, doch sie nahm ihre Verantwortung durchaus ernst.

Da rannte auch schon einer der besagten Wächter durch den Pflanzenvorhang, der ihre Höhle vom Gang trennte, in dem sich ebenfalls die Räume der restlichen Ratsmitglieder, sechs an der Zahl, befanden.

„Verzeiht die Störung!“, rief er, vollkommen außer Atem, „Aber wir brauchen Ihre Hilfe! Ein Heiler wurde gesichtet, und jetzt befindet er sich auf der Flucht!“

Sofort sprang sie auf und stürmte aus dem Raum. Immer hatte sie geahnt, dass dieser Tag kommen würde, an dem ein Heiler enttarnt wurde, denn sie waren die Einzigen, die der Schmerzensmagie des Rates entgegenwirken konnten.

Und aus diesem Grund mussten sie ausgeschaltet werden, bevor sie, wie dieser hier, einen Fluchtversuch starteten und Chaos in die Gemeinschaft brachten, die der Rat der Auserwählten mühsam ordnete.

Die ganze Halle war in Aufruhr, als sie durch sie stürmte, doch das Volk wich ihr sofort aus. Alleine am Klackern der Knochenketten, die um ihren Hals baumelten, konnte man sie als jemanden erkennen, der es nicht nötig hatte, so wenig Wasserwiderstand wie möglich zu bieten.

„Wo ist er?!“

Der Wächter konnte ihr nur mit Mühe folgen, zeigte jedoch auf den Gang, in dem der Fliehende angeblich verschwunden, und der bereits vollkommen leer geräumt worden war. Sie marschierte weiter und steigerte ihr Tempo noch, als sie endlich aus der Menge herausgekommen war.

„Bleib stehen!“

Wenn er wirklich ein Heiler war, und sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass sich der Wächter getäuscht hatte, konnte er ihre Magie möglicherweise neutralisieren. Im Gegensatz dazu war es auch realistisch, dass er seine Kräfte gerade erst entdeckt hatte und noch nicht richtig damit umgehen konnte.

Und deshalb musste sie ihn erwischen, bevor er lernte, sich den Überredungskünsten des Rates entgegenzustellen, denn immerhin war es ihre Magie, die ihre Herrschaft über diesen Bereich legitimierte.

Sie folgte dem Gang immer weiter in die Eingeweide des Höhlensystems. Zwar konnte sie ihn nicht sehen, aber seine eiligen Schritte waren noch leicht zu hören, und auch ohne ihre spezielle Ausbildung war sie ein Naturtalent darin.

„Wenn Ihr Euch mir weiterhin entzieht, werde ich mich dazu gezwungen sehen, meine Kräfte anzuwenden!“

Tatsächlich verstummten seine Schritte und sie beschleunigte ihre schnell, um aufzuholen. Dann überlegte er es sich jedoch anders und lief wieder los, wahrscheinlich, weil ihm bewusst geworden war, dass er sowieso keine Chance mehr hatte.

Langsam wusste sie nicht mehr, wo sie war, selbst wenn sie an den Stimmen in weiter Ferne den Rückweg finden konnte. Allerdings fragte sie sich, welches Ziel er wohl verfolgen mochte.

Schließlich erreichten sie eine Höhle mit einem See, in den sie eintauchte, ohne zu zögern. Er hingegen schien gar nicht auftauchen zu wollen, sondern schwamm bis zum Boden herunter. Natürlich war das kein Problem für Unterweltler, die mit Kiemen und Lunge zur Welt kamen, doch sie hatte erwartet, dass er wieder auftauchen und zur Fortsetzung des Ganges schwimmen wollte.

Stattdessen verschwamm er immer mehr im tiefschwarzen Wasser. Knapp über dem Boden erreichte er eine Spalte, durch die er sich zwängte.

„Rs-Kn!“, klickte sie, denn erst gerade, als er sich mit panischem Blick zu ihr umgedreht hatte, hatte sie ihn erkannt.

Er zuckte zusammen, machte aber keine Anstalten, langsamer zu werden, sondern schwamm auf der anderen Seite weiter, auf der sich ein weiterer See aufgetan hatte, den sie noch nicht kannte.

Es war Zeit, ihre Magie anzuwenden. Nachdem sie ebenfalls die nächste Höhle erreicht hatte, stieß sie sich mit den Beinen vom Felsen ab und schoss auf ihn zu, eine Attacke, der er nicht mehr ausweichen konnte.

Sie erwischte ihn am Bein und schloss sofort die Augen, um ihre Kräfte heraufzubeschwören. Wie ein gleißender Blitz schoss die Magie erst durch ihren Verstand, dann über ihre Hand in seinen Körper.

Er stieß einen gellenden Schrei aus, den man selbst unter Wasser noch hören konnte, und wand sich verzweifelt in ihrem eisernen Griff. Nachdem die erste Schmerzenswelle vorüber war und er wieder zur Besinnung gekommen war, trat er mit seinem freien Bein nach ihr und sie musste loslassen.

Nach diesem Angriff war sie selbst ein wenig schwach, deshalb musste sie zusehen, wie er prustend zur Oberfläche auftauchte und sich zu einem sandigen Ufer rettete, das sie sah, als sie selbst auftauchte.

Mit etwas langsameren Bewegungen folgte sie ihm, doch genau das war der Nachteil ihrer Kräfte: Sie kannte sie noch nicht gut genug, um perfekt mit ihnen umzugehen und deshalb zehrten sie an ihrer Energie, wann immer sie sie einsetzte.

Wenigstens hatte nur diese darunter gelitten, nicht ihr Schmerzempfinden wie das ihres ehemaligen Freundes, der über den nassen Sand und in einen Gang kroch, der wieder nach oben führte.

So gut es ging, folgte sie ihm. Sie musste sich zwingen, sich nicht erstaunt umzusehen, denn die Wände dieses Ganges waren aus einem hellen Stein, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte.

Und was war das, was sie am Ende der Dunkelheit erblickte? Es war kein Licht wie von Pilzen, sondern wie von einem Feuer, nur unendlich heller, ein Licht, wie sie es sich vorher nicht einmal hatte ausmalen können.

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