Immortality (Z-03): 01.01.2250

01.01.2250

Artus sah sich um. Seine Mannschaft, die Flotte Z-03, war versammelt, keiner fehlte.

Er war der Kommandant, der Ranghöchste von ihnen und auch der Einzige, der von einem anderen Planeten als der Erde, Rho Coronae Borealis, stammte. Sein Aussehen war trotzdem recht menschlich, denn seine Haare waren lang und dunkelbraun, seine Augen in der selben Farbe.

„Das hier“, er machte eine bedeutungsvolle Pause, „Kann unser Schicksal für immer verändern.“

Zögerlich hob Rain, das schüchternste Mitglied des Teams, ihre Hand. Ihre langen, hellblonden Haaren und ihre blassblauen Augen machten sie zu einer wahren Schönheit.

„Ja, was ist?“

„Wie werden wir vorgehen?“

„Wir sollten uns ruhig verhalten, vielleicht können wir noch etwas retten.“

Sie befanden sich in einer wahrlich schwierigen Lage. Aufgrund eines kurzen Fehlers im Kartensystem war ihnen das Luftschiff der Außerirdischen entgangen, in dessen Nähe sie sich nun befanden.

An Flucht war nicht zu denken, denn dann wären sie sofort von ihren Feinden entdeckt worden. Deshalb hatten sie den Tarnmodus aktiviert und warteten auf eine Reaktion.

„Ich bin dafür, dass wir unsere normalen Tätigkeiten wiederaufnehmen. Hier herumzustehen und zu diskutieren macht die Lage nicht besser“, schlug Iron vor.

Ihr Nachname, Maiden, passte perfekt in ihr Gesamtbild. Mit grauen, stacheligen und kurzen Haaren hatte sie schon ein kriegerisches Äußeres, das durch ihre stechenden, blauen Augen und ihre Muskeln verstärkt wurde.

Ihre Waffe war ein Morgenstern, mit dem sie nahezu perfekt umgehen konnte.

„Das stimmt.“

„Okay, so machen wir es. Aber sobald sich die Lage verändert, müssen wir dementsprechend reagieren.“

Sie stimmten zu und taten das, was sie vorher getan hatten, was soviel bedeutete wie: Sie saßen herum, tranken lauwarmen Kaffee und warteten auf spannende Ereignisse.

„Bitte sieh nach, ob die Bordkanonen geladen sind“, bat er Venom 0.7, den einzigen Androiden, der sich an Bord befand.

Seine grauen Haare fielen ihm nicht ganz bis zu den Schultern, und seine Augen leuchteten rot. Außerdem war er der zweite Vize-Kommandant.

Am Anfang hatten sich viele Leute dagegen ausgesprochen, einem Roboter einen derartig hohen Rang zu geben, doch er hatte sich vehement gewehrt.

„Ich bin auch kein Mensch“, war eines seiner wichtigsten Argumente gewesen, „Und das bedeutet nicht, das ich meinen Job schlecht mache.“

„Verstanden.“

Er eilte aus dem Konferenzraum, um dem Befehl folge zu leisten.

Artus nahm noch einen Schluck. Starke Nerven war jetzt genau das, was er gebrauchen konnte. Noch nie hatten sie einem Angriff so nah gestanden. Schon, einige Kämpfe hatte es gegeben, aber sie waren überraschend gekommen und es hatte keine Vorausplanung gegeben.

Jetzt, da jeder falsche Schritt Menschenleben kosten konnte, war die Situation ungemein angespannter.

Nicht zum ersten mal war er froh, ein so gutes und hilfsbereites Team an seiner Seite zu haben, Freunde, auf die er sich immer verlassen konnte.

Seine Gedanken wurden von seinem Funkgerät, das plötzlich anging, unterbrochen.

„Kommandant Grave hier…?“

„Es spricht Venom. Drei Kanonen sind nicht geladen.“

„Hole das bitte nach.“

„In Ordnung.“

Er hörte nur noch ein Rauschen in der Leitung.

Kurze Zeit später kam der Androide zurück.

„So, jetzt sind wir auf alles vorbereitet“, sagte er in die Runde.

„Klingt gut“, meinte Flynn angriffslustig.

Er war für sein heißblütiges Temperament bekannt und scheute sich nicht, sich mit Stärkeren anzulegen, was ihm schon oft ein blaues Auge eingebracht aber nie den Mut genommen hatte. Rote, kurze Haare und grüne Augen machten ihn unverwechselbar.

Von den Meisten wurde er nach seinem Nachnamen einfach Havoc genannt, was ihm nichts ausmachte, ganz im Gegenteil.

„Hoffen wir einfach, dass es zu keinem Kampf kommt“, murmelte Dogor leise.

Er war das komplette Gegenteil von seinem Freund, man konnte ihn als ruhig und vernünftig beschreiben.

Seine Haare, die eine dunkelbraune Färbung hatte, harmonierten mit den blauen Augen.

„Hast du etwa Angst?“, höhnte er provozierend.

„Ja, Angst um euch.“

Er schwieg betroffen, denn mit der Antwort hätte er nicht gerechnet.

„Es bringt nichts, sich darüber zu streiten ob ein Kampf gut oder schlecht wäre“, sagte Iron streng, „Wir können es uns eh nicht aussuchen.“

„Sie hat recht, Leute.“

„Vielen Dank.“

Bevor sie sich ein neues Gesprächsthema suchen konnten, kam Seek mit ihrer Schwester im Schlepptau in den Raum gestürmt.

Die beiden Zwillingsschwestern mit den ungewöhnlichen Namen Merry-go-round und Hide and Seek sahen von der Kleidung bis zu den grauen Augen komplett gleich aus, der einzige Unterschied waren die Haare, denn Erstere hatte Rote und die Andere Grüne.

„Sie haben uns gesehen!“, rief sie laut.

Sofort wandte sich Artus wieder dem großen Bildschirm zu, und tatsächlich kamen die Feinde genau auf sie zu.

Er konnte gerade noch sehen, wie sie die Bordkanonen ausfuhren, dann sprang er auf.

„Alle bereitmachen für den Angriff! Deckungsmodus aufgeben!“

Augenblicklich reagierten sie auf seine Befehle. Nicht eine Minute später saßen alle vor ihren Computer und hackten eifrig auf die Tasten ein.

„Ausweichen, wenn sie feuern!“, befahl er noch, keine Sekunde zu spät.

Das Raumschiff machte eine scharfe Kurve, wobei einige Teammitglieder, darunter auch er, quer durch den Raum geschleudert wurden.

„Sie haben uns verfehlt!“

„Gut.“

Er richtete sich auf, nachdem sie sich einigermaßen auseinander sortiert hatten.

Die Außerirdischen kamen immer näher, ihr Schiff wirkte aus der Nähe wie ein riesiger Wal, der im Weltraum schwamm.

„Versucht, hinter sie zu kommen.“

Rain leistete dem Rat folge und das in einer Weise, die ihresgleichen suchte. Unbehelligt schlüpften sie unter dem Rumpf her.

„Feuer!“

Zuerst feuerten sie zwei Kanonen an der linken Seite ab. Wie erwartet wichen sie nach rechts aus, nur um kurz darauf von einer perfekt platzierten Kugel getroffen zu werden.

Qualm stieg an der Stelle auf, an der sie getroffen worden waren. Das riesige Gefährt geriet ins Schlingern, sie fuhren in wilden Schlangenlinien.

Angespannt wurden sie von acht Augenpaaren verfolgt.

„Verfolgen wir sie?“

Bevor er eine Antwort finden konnte, wurde es plötzlich dunkel. Die Monitore und das Licht gingen aus.

Ihnen war sofort klar, dass jemand den Notstromreaktor einschalten und dafür das Zimmer verlassen musste.

Eines und wahrscheinlich das Größte der Probleme war die Tatsache, dass die Türen mit elektronischer Registrierung funktionierten.

Der Autopilot konnte nicht ausgeschaltet werden, aber wer wusste, ob sich nicht gerade ein Komet in der ursprünglichen Route befand?

„Ich gehe“, sagte Venom nach der kurzen Stille, die erfolgt war.

„Viel Glück“, wünschte er ihm.

„Kann ich gebrauchen.“

Er ging auf die Wand zu, öffnete den Lüftungsschacht und krabbelte mit gezogener Pistole hinein.

 

Es war fast vollkommen dunkel, doch das machte ihm nichts aus. Die Fähigkeit, in der Dunkelheit zu sehen, war ihm einprogrammiert worden.

Angst hatte er keine, aber er wusste, dass er sehr vorsichtig sein musste. Die Aliens konnten schon eingedrungen sein.

Noch hörte er keine verdächtigen Geräusch. Das änderte sich bald.

„Merkwürdig“, dachte er bei sich, als er das metallische Scheppern hörte.

Möglicherweise hatte jemand versucht, eine Tür aufzubrechen. Er zuckte zusammen, dann wurde ihm klar, dass er sich weit weg vom Terminal befand.

Das bedeutete jedoch auch, dass ihre Gegner eingedrungen waren.

Er musste etwas dagegen unternehmen, deshalb spähte er vorsichtig durch einen Schacht und sah die Ursache des Lärms.

Es waren ungefähr zehn Aliens, die sich auf dem Weg zur Kommandozentrale befanden. Fieberhaft überlegte er, wie er sie stoppen konnte. Sie einfach anzugreifen wäre einem Selbstmord gleichgekommen.

Seine Chance bestand darin, den Notstromreaktor anzuschalten. Sobald die automatischen Türen wieder funktionierten, war es leicht, sie zu fangen.

Er kroch voran, seine Augen auf das, was sich vor ihm befand, gerichtet. Schwierigkeiten, durchzukommen, sollte es keine geben.

Schließlich drückte er das letzte Gitter, das ihn von seinem Ziel trennte, heraus, und sprang behände herunter.

Seine Füßen setzten leise auf und er schlich zum Schalter, mit dem sich die riesige Maschine anschalten ließ.

Er drückte ihn herunter. Augenblicklich ging das Licht an.

 

Der Rest der Mannschaft bemerkte das natürlich sofort.

Artus schlug kräftig auf einen großen, roten Knopf. Ein lauter Alarmton ertönte, gefolgt von einem leisen Summen, dass andeutete, dass die Sicherheitsschleusen geschlossen wurden.

Er sprach in sein Funkgerät.

„Venom? Hat alles geklappt?“

„Ja. 10 Mann befinden sich in Sektor J-85.“

Er gab einen Code in die Tastatur ein, klickte mehrere Optionen an und drückte Enter.

Dieses Vorgehen ermöglichte das sofortige Fluten ganzer Sektoren. Hätten sie die Tore nicht geschlossen, wären sie ertrunken, doch so war es vollkommen ungefährlich für sie.

Nach einigen Minuten kam der Androide zur Tür herein.

Er ging zu ihm.

„Danke.“

Er nickte nur knapp.

„Ist Schaden entstanden?“, fragte er danach.

„Die Kameras scheinen nicht mehr zu funktionieren.“

Sie waren sehr empfindlich und hatten schon öfter einen Wackelkontakt gehabt, aber jetzt schienen sie es endgültig hinter sich zu haben.

„Keine Angst, wir haben Ersatz.“

Sie plauderten über dies und das, um ihren Schrecken zu verbergen. Dieser Angriff hatte sie ziemlich geschockt, doch die Tatsache, dass gerade zehn Lebewesen nicht weit entfernt um ihr Leben kämpften war schlimmer.

„Wie lange können sie unter Wasser überleben?“, fragte Merry irgendwann mit einer bedrückten Stimme.

„Höchstens eine halbe Stunde, das kommt darauf an, von welchem Planeten sie kommen“, antwortete ihre Schwester.

Schweigend warteten sie, dann ließen sie das Wasser ab.

„Irgendwer“, sagte er, „Muss da rausgehen und ihre Leichen herbringen.“

Niemand meldete sich, was wirklich kein Wunder war.

„Schon gut.“

Der Roboter seufzte und wandte sich der Tür zu.

„Warte, ich komme mit.“

Sie verließen den Raum und gingen in den Gang. Das Licht flackerte und ihre Schritte hallten unangenehm laut wieder.

Schließlich erreichten sie den Sektor.

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