The Ups and The Downs – Chapter 001

Rs-Kn:

Rs-Kn sah sich schnell um, und sobald er sich sicher war, dass ihn niemand beobachte, erlaubte er sich einen Seufzer, denn niemand sollte auf die Idee kommen, dass er unzufrieden mit dem Schicksal war, das ihm der Rat der Auserwählten zugeteilt hatte, so wie sie es für jeden in der Unterwelt taten.

Er war ein Ausführender Architekt, wie es genannt wurde, was in Wahrheit nur bedeutete, dass er die Tunnel grub, die sich die wahren Architekten ausdachten. Stundenlang arbeiteten sie alleine in den schwarzen Tunneln, jeder in einem anderen, damit sie nicht miteinander sprechen und Verschwörungstheorien entwickeln konnten.

Seine scharfen Klauen gruben sich durch die Steine, als wären sie weich, doch die stetige Bewegung strengte seine Arme trotzdem an. Es war nun einmal etwas Anderes, durch Stein zu graben, als durch Wasser zu schwimmen, wie es für ihn normal war.

Und dann ging sein Schlag ins Leere und seine Hand wurde liebkost von eiskaltem Wasser, das sich schnell im Gang ausbreitete und anstieg, bis es seine Knie umspülte und noch ein wenig anstieg, bis der Spiegel stabil war.

Er war auf eine Wasserader gestoßen, na super. Das konnte entweder bedeuten, dass er Glück hatte, da er nicht weitergraben musste und sich erst einmal eine kleine Pause gönnen konnte, oder, dass der Architekt ihn bestrafen würde, weil er seine Pläne „vereitelt“ hatte. Dass das unbeabsichtigt geschehen war, war in diesem Fall egal.

Er wollte noch einige Minuten warten, ob noch etwas passierte, dann musste er sich auf den Rückweg machen und Bericht erstatten, ein Gedanke, der ihm aufgrund dieser Gründe ganz und gar nicht behagte.

Auf einmal vernahmen seine Ohren ein Geräusch, das einem Schaben ähnelte. Sein erster Gedanke war, dass ein Unterweltler ebenfalls auf den gleichen See gestoßen war, und zu ihm tauchte, um herauszufinden, wie tief und weit er reichte.

Das verwarf er jedoch schnell, da das Geräusch in seiner Nähe ertönt war. Falls jemand wirklich dort war, musste er wollen, dass er ihn nicht bemerkte, da er sich sonst bereits mit seinem Namen, in den typischen Klicklauten ausgestoßen, gemeldet hätte.

Sorgen über Sorgen. Am Ende blieb ihm nichts Anderes übrig, als nachzusehen. Und wenn es nun ein Außenstehender war? Der Gedanke machte ihm Angst, was er natürlich niemals zugeben würde, denn diese Wesen waren unberechenbar und blutrünstig, verstanden die einfachen Regeln einer Gesellschaft nicht.

Er hielt einen weiteren Seufzer zurück und tauchte in das Wasser ein, von der allgegenwärtigen Kälte umhüllt. Mit offenen Augen sah er sich um und entdeckte niemanden. Dann war es wohl nur ein kleiner Stein gewesen, der sich gelöst und ihn erschreckt hatte.

Sich selbst und seine gefährliche Fantasie verfluchend schwamm er wieder zu dem Eingang zurück, den er benutzt hatte. Wie ein Pfeil durchschnitt er das Wasser, eines der Elemente, in denen er sich aufgrund seiner Schuppen und Flossen gut zurechtfand.

Trotzdem schaffte er es nicht mehr, sich aus dem See zu hieven, bevor die ersten Brocken fielen. Der erste erwischte ihn voll im Rücken, was ihm die Luft aus den Lungen presste und ihn ein ersticktes Keuchen ausstoßen ließ.

Der zweite traf seinen Arm, mit dem er sich gerade vollkommen aus dem Wasser hatte ziehen wollte. Erschrocken wollte er ihn zurückziehen, wurde aber von einer Welle des Schmerzes erfasst und glitt nach hinten ab.

Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, wiederholte jedoch immer nur diese eine Frage: „Werde ich hier sterben? In irgendeinem Gang tief unter unseren Hallen, in dem mich erst in Monaten jemand findet?“

Die Agonie vernebelte seine Sinne und dämpfte seine Gedanken, bis er nur noch dem Schleifen, Platschen und Herabsinken der sich lösenden Steine zuhören konnte, die ihn einlullten wie ein Schlaflied.

„Hier ist einer!“

Hatte er sich diese Stimme eingebildet, weil er sich die Rettung tief in seinem Herzen so wünschte? Er wollte etwas antworten, doch seine Zunge fühlte sich schwer an wie diese Steine, die ihm dieses Unglück beschafft hatten.

„Schnell, zieht ihn raus!“

„Zu spät. Der ist schon tot.“

Er wollte etwas herauspressen, irgendeinen Laut, der ihnen das Gegenteil beweisen konnte, doch nicht einmal die Panik konnte ihn dazu bewegen.

„Ich glaube, er lebt noch!“

Hoffnung machte sich in ihm breit, obwohl die Stimmen immer leiser wurden. Verließen sie ihn wieder, oder versagtem seine Organe bereits?

„Wenn, dann stirbt er bereits. Lassen wir ihn hier.“

Das war’s. Er konnte nicht einmal mehr schockiert sein, obwohl ihm irgendwie noch klar war, dass er es sein sollte. Ergeben ließ er sich weiter hinabgleiten, in die tiefste Dunkelheit, die er nicht einmal in der Unterwelt erlebt hatte.

Huschende Schatten im gedämpften Licht der fluoreszierenden Pilze. Wispernde Stimmen. Sie sprachen über ihn, aber er konnte sie nicht verstehen. Wollte er sie erreichen, gehorchte ihm sein Körper nicht mehr. War er auf ewig dazu verdammt, diese Momente kurz vor seinem Tod erneut zu erleben, zu wiederholen, bis er seinen eigenen Namen vergaß und den Grund, warum er überhaupt hier war?

Es war, als würde er aus tiefem Wasser auftauchen. Die Oberfläche rückte immer weiter von ihm weg, egal, wie sehr er kämpfte, um sie zu erreichen. Irgendwann gab er es auf und ließ sich treiben, wie durch ein Wunder einem Licht entgegen, das er noch nie vorher erlebt hatte.

Er riss die Augen auf und atmete ein, mit seinen Lungen, nicht mit den Kiemen. Er war wirklich wieder aufgetaucht, wurde ihm bewusst, als er sich mit seinen Klauen an den Rand des Ganges klammerte, der ihm dieses Schicksal beschert hatte.

Zentimeter um Zentimeter kämpfte er sich voran, schob seinen bleischweren Körper aus dem Wasser und auf das Land, den Gang hinunter, bis er sich in eine der Hallen weitete, die ihnen als Versammlungsraum diente, wenn der Rat der Auserwählten ihnen ihre neuesten Entscheidungen mitteilte.

Hier war immer etwas los, denn es gab auch immer etwas zu tun. So war es kein Wunder, dass er sofort bemerkt wurde und Rufe laut wurden. Er lehnte sich an eine Wand, so gut es ging, und richtete sich halb auf.

„Rs-Kn! Die haben gesagt, du seist tot!“

„Da haben sie sich wohl geirrt“, brachte er hervor und grinste schief.

Aus dem Augenwinkel sah er die beiden Wächter aus einem Gang herunterkommen, dessen Gräber sie wahrscheinlich ebenso überprüft hatten, wie ihn, denn die Aufgabe dieser schwachen Magiebenutzer war es, jeden Schritt der Nichtmagier zu beobachten und zu bewerten.

Sobald sie ihre eiskalten Blicke auf ihn warfen, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Einen, den er nicht hatte vermeiden können. Ein vorbestimmtes Schicksal, dem er nicht entrinnen konnte, so wie sie alle.

„Du! Du warst tot!“

Er schüttelte den Kopf und wollte zum (gemäßigten) Protest anheben, da sprach der zweite: „Deine Wunden waren tödlich. Wir haben dich sterben sehen.“

Ein eiskalter Schauer überlief ihn, als er auf seine Arme hinabsah: Was vorher eine Masse aus Blut, Fleisch und Knochen gewesen war, zeigte nun grün schimmernde Schuppen und eine Klaue, die sich bewegen ließ.

Und er wusste, was das bedeutete, wenn auch nur aus Legenden und Sagen – „Er ist ein Heiler! Ergreift ihn!“

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